Sonntag, 24. Juni 2018

Pier one

Wir liegen zwar nicht am Meer, aber wir stechen in See und lustwandeln demnächst auf einem langen Seesteg mit allerlei Unterhaltung im Hafen von der Kaistraße bis zur Weizenmühle. Ingenhofens neuer Streich: nach Köbogen I und II nun Pier one, bestimmt folgt noch ein zweiter.

Der neue Hafen war schon immer gut für Attraktionen

1998 entstand Düsseldorfs erstes schiefes Haus, ein Jahr danach der Aufzug in die 16.Etage im Stadttor, 2001 ein ominöses Cafè "Minol" auf einer Müllkippe, gleichzeitig "Curry" mit einer Erfolgsgeschichte, die mit elenden „Pommes“ arbeitete. 2002 konnte man mit dem "Grand Bateau" des Stararchitekten Vasconi die Titanic untergehen sehen. Auf dem Ückerplatz versanken Damen mit „high heels“ im Teer, am Roggendorf-Haus kletterten "Flossis" die Wände hoch, auf dem Dach des Joe Coenen Turms lief man nackt auf Tartanbahnen, im "Wolkenbügel" tanzten 3000 junge Menschen, im "Havanna" rauchte man kubanische Zigarren.
Dann das Jahr 2003: Mamas mit Babys bauten Sandburgen auf Jamaika, Bob Marley sang, Affen bewachten eine Insel.

Auch der alte Hafen war gut

Bevor alles zu Ende ging 1985, bevor die rote Laterne an der Stromstraße erlosch, wurde noch einmal auf die Pauke gehauen.
Im Chaos der Speditionsstraße tagte der Zirkus "Pomp and Ducks", auf der Brückenstraße lud in den Ruinen der Kammgarnspinnerei Bockmöhl der" Zirkus der sieben Sinne" zu sinnlichem Genuss:
Unsere Ohren beschallten Posaunen und Schalmeien, unser Gaumen wurde mit Austern umspült, unsere Augen sahen die schönsten Damen, unsere Nasen betäubten exotische Düfte, aber das Aufregendste waren unsere Hände: wir tasteten in Schlünde und wir wussten nicht, waren es Wasserratten oder weibliche Brustspitzen, die wir berührten.

Aber es gab auch besinnliche Abschiede

An der Stromstraße hatte der Besitzer im "Op de Eck" Schiffsdeckstühle aufgestellt. Ich lag dort, einen guten Cafe neben mir, die Zeitung in der Hand und vor mir der alte Hafen: ölverschmiert. Am Horizont die große rote Sonne, wie sie unterging.


Autor: Dieter Jäger  |  Redaktion: Bruno Reble  |  © www.geschichtswerkstatt-duesseldorf.de