Donnerstag, 21. November 2019

Ein Arztbesuch in der Schadowstraße

"Und?" fragte ich. "Muss!", sagte mein Nachbar. Wir fuhren los.

Schadowstraße: schwierig

Vielleicht kommt man von hinten rein. Tonhalle, Liesegang, Wagner: "Sie können hier nicht parken"; Einbahnstraße, Drehen, Klosterstraße: "Sie können hier nicht parken" Tunnel, Jacobi, Goltstein „Nichts“; letzter Versuch: Thyssen, Schauspielhaus, Bleichstraße. Ein Parkhaus! "Wie heißt die Straße hier?"

"Nix Name, Hinterhof!"

Ein Türke hilft: Hinterhof-Parkhaus, abrissbereit, sehr eng: Seitenspiegel weg.
"Und?" grinst der Nachbar. "Muss!" sage ich.
Ich humple zur Praxis: Abrissbirne, Schmutz, Lärm; Klingel kaputt, Aufzug kaputt. Oben viele junge Damen in Weiß. "Sind Sie der Doktor?"
"Nächste Tür, ohne Doktor, sagen Sie einfach Herr G."

"Herr Doktor: Sie leben im Chaos"

Die Schadowstraße war mal unsere wichtigste Straße, die Reichsstraße 1. Von hier ging es nach Königsberg und Nowgorod. Herr G. schaut mich verständnislos an. Er kommt aus Nowgorod.

Herr G. hat es eilig, Herr G. ist verschwunden. "Sind Sie der andere Doktor?" "Sie müssen wiederkommen, heute ist der Teufel los."
Schadowstraße, Schutthalde, Riesenbagger, hier ist der Teufel. Hier shoppen immer noch viele Menschen, sie würden auch in der Hölle shoppen.

Ich humple zum Hinterhof, die Sonne blendet mich. Ich schließe die Augen. Und jetzt seh ich sie alle vor mir, hier im elenden Parkhaus:
Schadow, genau hier, der junge Mendelsohn Bartholdy, später die Achenbachs, Lessing, Hübner, Schirmer, Hildebrand, Hasenclever, Sohn, da war später der Ibachsaal mit den Größen der Musik, daneben das Friedrichsbad: Düsseldorfs erstes Wellnes Center, die erste Sauna. Gegenüber die Tonhalle; Lassalle schlich hier herum auf der Suche nach einer neuen Liebschaft.

"Ach je - auf der Seufzer Allee"

Goltstein Straße. Wir fahren nach Hause. "Und?" frage ich. "Muss!", sagt mein Nachbar.


Autor: Dieter Jaeger  /  Redaktion: Bruno Reble  /  © Geschichtswerkstatt Düsseldorf 2019