Dienstag, 7. Juni 2011

"Die KIRMES eine Räubergeschichte" von Dieter Jaeger

Jedes Jahr im Juli, genauer in der dritten Juliwoche, noch genauer am 23 .Juli feiert Düsseldorf „Die größte Kirmes am Rhein“.

Eigentlich müsste sie „Apollinaris-Kirmes“ heißen. Der Heilige Apollinaris ist der Stadtpatron von Düsseldorf und am 23. Juli feiert die Stadt seinen Namenstag.

Wer war dieser Apollinaris? Ein schöner apollogleicher Mann griechischer Herkunft, Jünger des Petrus, der schließlich als Bischof von Ravenna im 2. Jh einer der ersten christlichen Märtyer wird. Reinald von Dassel, Erzbischof von Köln, bringt 1164 als Siegesbeute von einem Italienfeldzug die Reliquien der Heiligen drei Könige aus Mailand und die des Apollinaris aus Ravenna nach Köln. Bei Remagen weigert sich das Schiff, weiterzufahren, bis die Gebeine des Apollinaris den Benedektinermönchen der Stadt Remagen überlassen werden.



Wilhelm I., erster Herzog von Jülich Berg, mit Hauptsitz Düsseldorf, raubt die Reliquie den Benedektinermönchen 1380 bei einer Fehde gegen Siegburg und bringt sie in die Lambertuskirche. Wilhelm macht Düsseldorf zu einem wichtigen Pilgerort.  Papst Bonifaz IX sprach die Reliquie des Apollinaris den Düsseldorfern zu und 1394 wird Apollinaris zum Stadtpatron und feierlich  seit dieser Zeit alljährlich durch die Altstadtstrassen getragen

Ein Jahr vor dem Raub hatte der Ritter Gerhard von Einenberg auf Burg Landskron bei Ahrweiler das Haupt des Heiligen Apollinaris sichergestellt (im Apollinarisschrein in der Lambertuskirche fehlt also der Kopf) Eine Apollinarisstatue stand deshalb in Ahrweiler an einem Weinberg. 1852 merkt der Winzer dieses Weinberges, dass der Ahrwein zu sauer, das Mineralwasser des Berges dagegen excellent ist. „Apollinaris, the queen of tablewaters“ war geboren.

Seit 1394 tragen die Sebastianus- Schützen den Heiligen durch die Stadt.  Die Schützen feiern ihren obersten Beschützer: den Heiligen Apollinaris. Dieser älteste kirchlich städtische Verein, 1435 erwähnt, aber vielleicht schon seit 1316 bestehend, entstand aus einer christlichen Bruderschaft, die aber auch zur Stadtverteidigung beitrug in militärischen Übungen des Bogenschießens (daher ihr Heiliger: der durch Pfeile getötete Märtyrer Sebastian). Der weltliche Herrscher sah das gern. Jan Wellem war zweimal Schützenkönig, Jakobe von Baden stiftete ein wertvolles Schützensilber. Wer dreimal Schützenkönig war, brauchte sein Leben lang keine Steuern mehr zu zahlen



Kirmes kommt von Kirchmesse, Kirchweihe, sie feiert die Einweihung der Kirche und natürlich den Heiligen, dem die Kirche geweiht ist, also Apollinaris.

Die Kirmes ist das höchste Fest einer Stadt, denn sie feiert denjenigen, dessen Schutz und Heil sie sich anvertraut hat.

Wir feiern jedes Jahr im Juli einen Apoll von einem Mann, das berühmteste Mineralwasser der Welt, die größte Kirmes am Rhein, vielleicht eines der größten Volksfeste überhaupt, im Grunde  aber feiern wir auch eine Räubergeschichte.



Zum Weiterlesen: G. Aders, Von den Anfängen des Düsseldorfer Schützenwesens, in Heimatblätter Jan Wellem 1959, Nr 9, 10, 11

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