Mittwoch, 11. Juni 2014

"Quartier M“: hoch hinaus mit 100-Meter-Turm

von Dieter Jäger
Quartier Central, Quartier Boheme, Quartier Andre, jetzt Quartier M,  die Quartierssuche geht weiter, auch wenn frankophone Zungen lieber von einem [kartjee] sprechen, wenn sie ein „Viertel“ meinen.
Auf dem ehemaligen Postgelände Erkratherstraße entsteht das neue „Quartier M“ für Büros, Wohnen, Gewerbe; Hauptattraktion ein 100 Meter Turm des Star-Architekten Jürgen Mayer H. - stürmisch gefeiert von der Presse und ausgezeichnet mit dem „Mies- van- der- Rohe Preis“, wie Perrault, Foster und Chipperfield.
Von 1895 bis 1937 stand hier die Brauerei Höfel, daneben schon seit 1865 die Maschinenfabrik Schieß. Es handelte sich um das berühmte „Oberbilker Gleisdreieck“, in dem die ältesten Oberbilker Industrien lagen. Der Stadtplaner Stübben legte 1885 in den nördlichen Schenkel, also in die jetzige Worringerstraße, den neuen Hauptbahnhof. Auf die Brauerei Höfel folgte 1937 die Post.
Der 100 m Turm ist ein alter Hut. Vor 20 Jahren schon, bei der Umstrukturierung der Industrie-Brachflächen in Oberbilk, war fast an der gleichen Stelle der 140 m Turm „IHZ“ (Internationales Handelszentrum) vorgesehen. Er sollte das neue Wahrzeichen von Düsseldorf werden mit „hängenden Gärten“, „Wasserfällen“ und „Lichtflügeln“ (Glasmöwe).

M wie Moskau

Beflügelt in der Gorbatschow Euphorie von 1989 war vor allem an ein „Russisches Haus“ gedacht. Düsseldorf gewann den Standort gegen Hamburg und Stuttgart. Daher der Name „Moskauer Straße“, von dem jetzt der Name M herrührt.
Neben dem Turm sollte ein „World Trade Center“ entstehen. Das unglückliche WTC in New York vergab 77 dieser geschützten Namen weltweit. Für Deutschland stand Düsseldorf.
Von all diesen gewaltigen Plänen ist nur eine dürre Version übrig geblieben: das „Haus der Wirtschaft und Industrie“ (HWI) am Oberbilker Markt, sowie zwei fünfstöckige Bürohäuser an der Moskauer Straße mit U-Bahn Anschluss.
Damals vor 20 Jahren, sprach man in Oberbilk vom „urban entertainment center“.
Aus dem alten Pferdebahndepot (1896) an der Erkratherstr. wurden ab 1996 das Tanzhaus und das Capitoltheater (2011 großer Erfolg mit Hape Kerkeling und Dirk Bach).
Eingezogen in die alte Paketpost an der Worringerstr. ist mittlerweile das Central Theater (Probebühne) und das Stadtarchiv. Gleich neben dem Hauptbahnhof steht das größte Kino der Stadt.
Trotz all dieser Anstrengungen und neuerer Aktionen (wp8 Künstlerverein, „Platzda“, “Hellgrün“) ist der Worringer Platz ein Problemkind.
Ähnlich, wie bei den Träumen der „Global City“ in Oberbilk, wird man hier die Erwartungen des „urban entertainment center“ zurückschrauben müssen.

M wie Mörder

Drei Wochen nach der Hinrichtung des Düsseldorfer Mörders Kürten 1931 gab es den Meisterfilm „M“ von Fritz Lang mit Peter Lorre und Gustaf Gründgens. Im Ausland hieß der Film „M - il mostro di Düsseldorf“ (das Monster von D)
Mit „M“ verbindet der Düsseldorfer automatisch den Mörder Kürten.
Makaber: Der Wohnturm „M“ liegt nur 200 m neben der damaligen Wohnung des Mörders.
zum Weiterlesen: Anne Mommertz, Oberbilk, Düsseldorf 2010

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