Montag, 12. Januar 2015

Klosterabriss für ein Hochhaus

Das marode Franziskanerkloster an der Immermannstraße /Ecke Oststraße wird abgerissen. Die vier letzten Mönche ziehen nebenan in die Marienkirche als neue Klosterkirche. Dort wird es dann die Armenspeisung geben und den Treffpunkt der „fifty-fifty“ Verkäufer.

Auf dem freiwerdenden Grundstück an der Klosterstraße entsteht ein Hochhauskomplex mit 170 Wohnungen, 4000 Quadratmeter Bürofläche sowie Raum für Einzelhandel und Gastronomie. Es soll auch zu 40 Prozent bezahlbarer Wohnraum entstehen. Dabei wird nun zum ersten Mal das neue „Handlungskonzept Wohnen“ in der Innenstadt umgesetzt. Wobei die günstigen Wohnungen zur belebten Straße hin geplant sind, die teureren im hinteren Bereich. Planungsdezernent Bonin erhofft sich dadurch eine Belebung des eher tristen Viertels.

Schon 1853 sieht es in dieser Gegend mehr als trist aus, als der Bettelorden der Franziskaner aus der Verbannung unter Napoleon nach Düsseldorf zurückkehrt. Die Oststraße ist die Ostgrenze der Stadt. Dahinter am Pfannenschoppen, der Straße der Ziegler, gibt es Fabriken, Baggerlöcher und Ziegeleien.

Hier in der "Dreckecke am Windschlag" bauen die Franziskaner ihr "Klösterke". Als 1890 der Hauptbahnhof errichtet wird, muss das Gelände erst trocken gelegt werden. Tonnenweise wird Gerresheimer Sand abgelagert, damit eine einigermaßen ebene Fläche entsteht. An die Pfannenschoppenstr, die jetzt Klosterstraße heißt, kommt 1840 der erste Gashersteller.

Es stinkt zum Himmel !


Denn Sinzig verbrennt Teere, Öle, Fette. Nur den Bettel-Mönchen und den Schülern zweiter Klasse kann diese Dreckschleuder zugemutet werden. Das erste Realgymnasium (später Humboldt und Scholl) öffnet an der Klosterstraße, während die Schüler des illustren Görres Gymnasium an der Kö residieren. Beim Kaiserbesuch sind nur die Görres-Schüler zugelassen, Fähnchen zu schwenken. Heinen, der Direktor des Realgymnasiums, ruft verzweifelt: "Auch in der Schmiede wohnen Götter!"… es hilft nichts.
Der Englischlehrer Zech benutzt auf seinem Weg zur Schule grundsätzlich die Mitte der Fahrbahn auf der Klosterstraße, um sich in dieser verpesteten Luft nicht auch noch dem Bettenlüften der Hausfrauen auszusetzen.
Im "Kulturkampf" unter Bismarck werden die Franziskaner abermals verbannt, tränenreiche Abschiedsfeier am Rheinufer. 1880 kommen sie zurück. Die Klosterkirche entsteht, 1950 nach der Zerstörung der einfache jetzige Bau.
Die Franziskaner waren die Lehrer von Heinrich Heine. Auf ihre Klosterschule an der Schulstraße gehen die ältesten Gymnasien zurück. 

Die Wurzeln des Altbiers


Und etwas sehr Leckeres geht auf sie zurück: das Altbier, z.B. Schumacher auf der Zitadellstraße. Im „Sonnenaufgang" braut er 1838 zum ersten Mal ein "leckeres Dröppke", so wie wir es heute lieben. Schumacher hatte es von den Mönchen gelernt, die nebenan ihre Klosterbrauerei hatten. Als die Mönche 1853 auf die Oststraße ziehen, folgt er seinen Lehrmeistern und besten Kunden und braut fortan in der Oststraße sein Alt.
Auch der Jesuit Jorge Mario Bergoglio liebt Franz von Assisi und übernimmt seinen Namen. Heute ist er Papst.

Autor: Dieter Jaeger          Redaktion: Bruno Reble     © geschichtswerkstatt-duesseldorf.de

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