An beiden Einrichtungen wird noch gearbeitet, aber die Vorspiele sind vorbei. Das hochgradig denkmal-geschützte Stadthaus in der Düsseldorfer Altstadt (Mühlenstr.31) wird zum Luxushotel „De Medici“. Das benachbarte Museum „Verfolgung und Widerstand“ wird renoviert.
Wer kennt die Ämter, nennt die Namen…
Das Hotel könnte
viele Namen haben: „Zum Kloster“ oder „Zum Kurfürst“, „Zur Wache“, „Zur
Kanzlei“, „Zur Sternwarte“, alle diese Funktionen hat es inne gehabt, aber originell wäre auch:
„Petit Paris“, denn in diesem Haus wurde die Formulierung „Klein-Paris“
erfunden, von einem Staatssekretär Napoleons. Aber gemeint waren nicht Chic und
Charme, sondern Chaos und Schlamperei „wie in Paris“.
Die Mühlenstraße
war einstmals ein Weg im breiten Wiesental der Düssel. Sie markierte das
südliche Ende der ersten mittelalterlichen Stadt, der eigentlichen „Altstadt“.
Das Wiesengebiet
zwischen Mühlenweg und Düssel wird früh zum größten Gebäudekomplex der
Kurfürstlichen Regierung. Es beginnt mit einem Marstall und einem Komödienhaus,
später entwickeln sich Reitplatz und Tummelhaus (Reitschule), auch Oper und
Statthalterresidenz.
Dann kommen die
Jesuiten. Sie erwerben zwischen Mühlenstraße, Mertensgasse und Stadtmauer ein
Riesengrundstück und bauen darauf ihre Andreaskirche und ihr Kloster (ab 1622),
einschließlich Gymnasium. Auf dem Dach wird sogar eine Sternwarte errichtet, die
auf den Rektor des Jesuitenkollegs, den Mathematiker Pater Ferdinand Orban,
zurückgeht, ein Beichtvater Jan Wellems. Berühmt wird die Düsseldorfer
Sternwarte allerdings erst durch den Astronomen Johann Friedrich Benzenberg,
der sie 1842 nach Bilk holt. 1773 wird der Jesuiten-Orden aufgelöst, die Schule
kommt zu den Franziskanern in die Schulstraße.
Das Gebäude wird
1788 zur Kurfürstlichen Kanzlei, 1824 zur Preußisch Königlichen Regierung,
umgebaut nach Plänen des berühmten Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel.
1889-91 wird der
Schinkel Bau an der Mühlenstraße um einen Anbau erweitert (Andreasstr.2-4). Der
gesamte Komplex besitzt jetzt drei Innenhöfe. Daneben hält sich nur noch Prinz
Karneval Oxenfort mit seiner „Tante Anna“ und die Pennälerkneipe „Zwiebel“.
1926-33 ist der
westliche Anbau Polizeipräsidium, dann Hauptmeldestelle der Polizei. 1939
werden große Luftschutzkeller gebaut, die bald als Zellen und Folterräume der
Nazis genutzt werden. Folgerichtig entsteht hier 1986 das Museum „Verfolgung und
Widerstand“.
1946 benutzt die
Stadtverwaltung das gesamte Haus, weil fast alle anderen noch halbfesten Häuser
von den Briten beschlagnahmt worden waren. Erst jetzt bürgert sich der Name
„Stadthaus“ ein.
Goltstein,
Hompesch, Murat, Beugnot, Nesselrode, Gruner, Napoleon: fast alle berühmten
Männer um 1800 saßen in dem alten Jesuitenbau. Die Franzosen nutzen heute den
Innenhof gerne für ihren „14.Juli“, weil in der Franzosenzeit meist von hier
regiert wurde.
Fazit: Wichtigstes
größtes Kloster der Stadt, einziges Gymnasium, Kanzlei, Regierung, Sternwarte,
Polizei und Kerker, Stadtverwaltung, Luxus-Hotel. Was für ein Haus!
Wunder passieren immer wieder
Die beiden letzten
Jesuiten im Gespräch. Der eine hat ein Zehngroschenstück in der Hosentasche
gefunden. „Mirakel sähste daför“, denn er wisse genau, dass er keinen
Pfennig besaß; worauf der andere: „Dat
es en schön Mirakel, du häst ming Butz aan“.
Autor: Dieter Jaeger | Redaktion: Bruno Reble | © Geschichtswerkstatt Düsseldorf