Donnerstag, 25. September 2014

Die Affen sind weg


Düsseldorf ist um eine Attraktion ärmer, die Affen sind weg und mit ihnen die drei Affenrestaurants im Hochhaus GAP 15 am Graf Adolf Platz. Die "Monkey's GmbH & Co. KG" und weitere Firmen des Kunstberaters Helge Achenbach haben am 7.AUG 2014 einen Insolvenz-Antrag gestellt.
Abgesehen von der verkehrten Geographie (Monkey West lag im Norden, Monkey Süd im Osten und Monkey East im Westen) konnte man hier vorzüglich speisen.
Ich empfahl immer den Ost-Affen, obwohl die Toiletten gewöhnungsbedürftig waren. Man saß hinter Glastüren. „Asiatischer Scherz“ dachte ich; das Glas war eingemilcht. Aber wohlfühlen ist etwas anderes, denn man konnte immer sehen, dass da einer auf dem Topf saß.

Das ist nun alles vorbei

Der Mann, der die Affen besorgt hatte, sitzt im Gefängnis. Er war ein umtriebiger Mann, hatte Monkey‘s Island geschaffen, hatte den großen Frank O. Gehry an den Rhein geholt, hatte die Immendorfschen Affen und jede Menge obskure Kunst beschafft, wie der legendäre Cornelius Gurlitt, der auch aus Düsseldorf kam und hier im Mai 2014 begraben wurde.
2001 war Monkey‘s Island die Sensation. Besucher kamen von weit her, um die Affen zu sehen. Man musste 4.50 € Eintritt zahlen, um die Insel betreten zu dürfen. Holzstege a la Sylt-Sansibar führten durch Sanddünen, in denen wohlgeformte Damen in Strandkörben lagen. Babys schrien und bauten Burgen im Sand, der Kaffee kostete noch mal 4.50 €.
Als das schreckliche Hyatt Hotel (Frühstück 35,- €) die Insel vernichtete, trauerte Düsseldorf. Dann kam der Trost: die Monkey-Restaurants.

Jetzt müssen wir wieder getröstet werden

Autor: Dieter Jaeger          Redaktion: Bruno Reble    © geschichtswerkstatt-duesseldorf.de

Sonntag, 14. September 2014

Der Salzmann-Bau: Denkmal oder Kompromiss?



Es war einmal eine prächtige Fabrik, aus der der wunderschöne Salzmannbau wurde. Doch welches Ende hat unser Märchen?
Am 6. Sept 2014 feierte die Stadt "20 Jahre Leben in der Fabrik" oder genauer "20 Jahre Leben im Jagenberg Quartier". OB Geisel hielt eine seiner ersten Reden.
Das Architektenbüro „Salzmann & Ganzlin“ hatte 1904-1906 für die Firma Jagenberg eine Fabrik gebaut, die 100 Jahre überstehen sollte und das zu Recht! 1985 stuft der Landeskonservator sie als Denkmal ein.
Beim Bau der Fabrik wurde zum ersten Mal in Düsseldorf das amerikanische Baukastensystem erprobt, nach dem Erweiterungen immer einem gleichen Prinzip folgten: aus einem U förmigen Gebilde wurde so ein „E“,  die Außenhaut aus weißen und grünen glasierten Kacheln blieb immer dieselbe, die vertikalen und horizontalen Muster der Pfeiler und Fenster veränderten sich nicht.
Als Modellvorlage diente die Ausstellung “Kunst und Gewerbe“ von 1902, wo die Firma Villeroy-Boch das so genannte „Majolikahäuschen“ kreierte, welches die Düsseldorfer 25 Jahre lang entzückte. 1910 empfängt Jagenberg seine Besucher im  berühmten Rundbau mit dem „Majolikaportal“.
Jagenberg kannte auch die Stadtpläne des Hermann Josef Stübben, der Düsseldorf ab 1885 mit drei gewaltigen Boulevards (Ringen) umgab. Das Bilker Gelände seiner Fabrik lag zwischen „Mittlerem Ring“ (Kopernikusstr- Hennekamp) und „Äusserem Ring“ (Stoffeler Damm). Am Merowinger Platz sollte eine riesige Markthalle entstehen. Er lag also goldrichtig.
Allein der schräge „Steinberg“ machte ihm Kopfschmerzen. Er musste seine Fabrik etwas schief in Richtung Steinberg stellen. Dies wiederum erwies sich als goldrichtig, denn die Hauptfassade zeigte nun genau nach Norden, gab also seinen Zeichnern und Ingenieuren das ideale Nordlicht.
Vom zentralen Ost-West-Trakt ging in der Mitte über eine Brücke die Kraftübertragung zum Schornstein und der Maschinenhalle.
Nach Auszug der Firma 1984 bildete sich sofort der Verein "Leben in der Fabrik". Die wilden sechziger Jahre und die siebziger der „Instandbesetzung“ liegen hinter uns.
Das E Muster der Fabrik mit seinen drei Höfen eignete sich ideal zur alternativen Nutzung: Hof A bekommt die Vereine und das Bürgerhaus, Hof B die Künstlerateliers und das Cafe, Hof C die übrigen Mieter (zur Hälfte Studenten).
Die Stadt hatte das Gelände 1985 gekauft. Landesminister Zöpel erklärt es 1985 zum Sanierungsgebiet „Am Steinberg“. Das Gebiet enthält 8 Sanierungsfelder: (1) im Nordwesten (die Sheddachhallen), (2) direkt hinter dem Maschinenhaus, (3) der Salzmannbau, (4) der Nordosten (Rewe, Eisdiele), (5) der Südosten (die alte Pergafabrik), (6) der nördlich Teil an der Merowingerstr, (7) der mittlere Teil,  (8) der südliche Teil.
Das Drama beginnt
Im heißen Ringen zwischen Alternativen und der Stadt (später der Landesentwicklungsgesellschaft LEG) wird man sich 1994 einig, dass im Salzmannbau ein einmaliges soziokulturelles Zentrum entstehen soll.
Die übrigen 7 Felder des Sanierungsgebiets „Steinberg“ werden schnell abgerissen und neu bebaut. Ab 1996 ziehen hier 2000 Menschen aus 20 Nationen ein. 600 Kinder tummeln sich im engen Quadrat.
1999 wird „Jagenberg“ zum Sozialfall. Ein Aktionskreis „Leben und Wohnen im Jagenbergviertel“ arbeitet Tag und Nacht. Er besteht aus Sozialamt, Kulturamt, Jugendamt, SWD (Städt. Wohnungsgesellschaft), BWG (Betreuung für Wohnen und Gewerbe), BSD (Bezirkssozialdienst) und OSD (Ordnungs Servicedienst D‘dorf). Die Schilder „Spielen erlaubt“ / „Bolzen verboten“ stehen heute noch im Gelände. Die Lage entspannt sich etwas.
Leider ist die schöne Hauptfassade des Denkmals „Salzmannbau“ nicht mehr zu sehen. Die Stadt brauchte Geld, nahm einen potenten Mieter und setzte im Sanierungsfeld 2.2 direkt vor die Fassade einen riesigen Büroklotz.
So endet denn unser Märchen nur halbgut, von den 150 Wünschen und Anregungen des Vereins "Leben in der Fabrik" sind nur 10 übrig geblieben.
Immerhin ist es ein Unikum geblieben, ein Juwel, ein Ort, wie die Beteiligten damals auf ihr Banner schrieben "für Freiheit und Kultur, ein Ort für Fantasie und Narretei".
Autor: Dieter Jaeger          Redaktion: Bruno Reble    © geschichtswerkstatt-duesseldorf.de

Dienstag, 2. September 2014

Schweini im ESPRIT, Lena in der ARENA



Allmählich kommen die Artisten in den Circus, so, wie es sich Erwin einst erträumt hatte: am 3.9.2014 "Deutschland- Argentinien", die große Fußball-Gala bei der Neuauflage vom WM-Finale.
Als 1925 die erste Arena, das „Rheinstadion“, gebaut wurde, waren gerade die Franzosen abgezogen; Einweihung durch Hindenburg mit Bezug auf „1000 Jahre Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation“. Der unselige Begriff „Tausendjähriges Reich“ waberte in den Köpfen.
Das Rheinstadion (Sportarena und Schwimmstadion) wurde zwischen  Stockumer Höfe und  Fährstelle „Staad“ gesetzt.
Die Stadt hatte schon 1902, lange vor der Eingemeindung, die Stockumer Höfe gekauft. Die Höfe standen in enger Beziehung zu Düsseldorf durch ihren ersten Besitzer Arnold von Tyvern, dem einst die Altstadt gehörte, noch vor den Grafen von Berg.
Das alles ist mittlerweile Geschichte. Es gibt kein Stockum mehr. Alle sechs Höfe (Buscher-, Göres-, Holtes-, Convent-, Pütz--und Brinkmannshof) sind verschwunden. Der Buscherhof lebt weiter in Beckbuschstraße. Der Holteshof war der wichtigste. Es ist der heutige Europaplatz im Messegewühl.
Einige vornehme Wohnsiedlungen stammen aus der Nazi-Zeit: 1937er Ausstellung „Schaffendes Volk“; heute: Dichterviertel, Blumenviertel, Märtyrerviertel. Aus dem Weiler Vogelsang wurde das Vogelviertel neben dem Flughafen: Sperling, Zeisig, Star und Meise, unsere ersten Flieger.

Traumstadion für alle

Das Rheinstadion war unser aller Traum, die ersten Liebesgeschichten, die schönsten aller Frauen auf den berühmten steinernen Stufen. Auch die Messe mit den bombastischen Parkplätzen hatte man 1971 hierher geholt.
1974 wird das Stadion von Tamms umgebaut zur Fußballweltmeisterschaft: Deutschland-Jugoslawien 2:0, Deutschland-Schweden 4:2; dann zum Leichtathletik- Weltcup 1977 und 1988 zur Europameisterschaft: Deutschland-Italien 1:1.
OB Erwin träumte 2001 in dieser Tradition weiter zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und zur Olympiade 2012. Es kam anders und  für den ganz großen Circus fehlten auch die Artisten.

Aus dem Stadion wird eine Arena

Immerhin 2004: die  Einweihung der neuen Arena durch Fortuna- FC Union Berlin 2:0 und 2008 Fortuna - Werder Bremen II: Sieg für den Einzug in die 2.Liga.
Am Anfang hieß sie LTU-Arena, weil der Sponsor(Luft-Transport-Union) aus Düsseldorf war. 2009 heißt sie ESPRIT, denn aus dem Hippie-Pärchen Susie und Douglas Tomkins, die 1968 in San Franzisco selbstgenähte Kleider verkaufen, wird der Weltkonzern und Sponsor ESPRIT mit Hauptsitzen in Hongkong, Bermuda und Ratingen.
Heute heißt sie einfach ARENA. Hier sangen Bon Jovi, Madonna, die Rolling Stones; und wenn Lena singt, direkt neben dem Staad, tauchen sie vor unseren Augen wieder auf: die uralten Prozessionen, die am Staad übersetzten von Mönchenwerth und Neuss auf dem Weg nach Kaiserswerth, an den sechs Stockumer Höfen vorbei.
Gewiss, es waren andere Gesänge, aber es war Musik: die große Kraft, die Menschen verbinden kann.
Zum Weiterlesen: G. Fischer, Lohausen und Stockum, Düsseldorf 1989
Autor: Dieter Jaeger         Redaktion: Bruno Reble                 © geschichtswerkstatt-duesseldorf.de