Thyssen-Krupp verlässt Düsseldorf. Essen gewinnt. Wie kam das Ruhrgebiet nach Düsseldorf? Ein Rückblick.
Die Familie Krupp war schon seit einer der ersten Hütten, der „Gute Hoffnungs Hütte“ dabei. Die Krupps, Weinhändler aus dem Moseltal, waren im 17.Jh nach Essen gekommen und dort als Kaufleute wohlhabend geworden.
Witwe Helene Amalie Krupp schenkt 1805 ihrem Enkel Friedrich Krupp die Hütte, revidiert das Ganze aber, als sie sieht, dass Friedrich nicht mit Geld umgehen konnte. So gibt sie die Hütte ihrem Bergwerkschef Gottlob Jacobi, der sich wiederum mit seiner Verwandtschaft Franz Haniel und dessen Verwandten Heinrich Huyssen zusammentut. Alle waren ursprünglich holländische Protestanten, wie Ur Krupp selbst auch.
Die erste Hütte war ein Possenspiel gewesen.
Im Flickenteppich deutscher Fürstentümer, (hier in Sterkrade waren es das Dreiländereck: Preussen, Köln und Essen) entstanden im Streit um das Wasser des Elpbaches drei Hütten dicht nebeneinander: Antony 1758, Gute Hoffnung 1781 und Neu- Essen 1782. Gefeuert wurde noch mit Holzkohle, das Eisen kam vom Rasenerz der Emscherwiesen und den Blasebalg betrieb der Bach. Der Streit geriet zum kleinen Krieg. Die Fürstäbtissin von Essen nahm mit einer Hausarmee den Hüttenchef Pfandhöfer von Antony gefangen, Preussen schlug zurück und verhaftete den Hüttenchef Jacobi. Das Possenspiel gewinnt die alte Dame Krupp. Sie kauft schließlich alle drei Hütten.
Friedrich Krupp war doch nicht so ohne. 1811 gründet er die Gussstahlfabrik in Essen und damit den Anfang vom Mythos Krupp. Sein Sohn Alfred erfindet 1852 die nahtlosen Eisenbahnreifen (Krupplogo: drei Ringe), dann die größten Kanonen der Welt und die Villa Hügel. Der Rest ist bekannt
Krupp hat sich ziemlich lange aus Düsseldorf herausgehalten.
August Thyssen Kaufmannsohn aus Eschweiler, hat fast alle großen Namen geschluckt, bis auf Krupp eben. Thyssen ist 20 Jahre jünger als Alfred Krupp. Er wird als erster die vertikale Struktur seiner Fabriken einrichten (alles in einer Hand: vom Bergwerk bis zur Eisenverarbeitung) er wird als erster zu großen Zusammenschlüssen drängen. Thyssen fing in Mülheim an, bei den Ursprüngen an der Ruhr also.
Franz Haniel und Mathias Stinnes sind Kohleschiffer auf der Ruhr (Mülheim), Franz Dinnendahl nebenan aus Essen liefert die ersten Dampfmaschinen, Friedrich Harkort sitzt auf Burg Wetter ebenfalls an der Ruhr
Eifel und Siegerland, zwei alte Bergbaugebiete, sind Geburtshelfer des Ruhrgebiets
Die Eifel liefert die Eisenschmiede der Poensgen in Gemünd und die Kohlemulde Eschweiler Aachen
Poensgen geht 1860 nach Ddorf, er schluckt zwar die Belgier Piedboeuf, Gobiet u.a., geht dann aber in der Phönix und in Thyssen auf
Aus Eschweiler kommen: die „Rote Erde“ von Piedboeuf, Phönix, Hoesch und Thyssen. Sie sind am nächsten bei den Belgiern aus Lüttich und Brüssel, die die ersten gelehrigen Schüler der Engländer waren.
Das Siegerland bringt Pfandhöfer und Jacobi: die ersten Hüttenchefs
Die Phönix war eine belgische Gesellschaft aus Eschweiler, sie hatte die“Rote Erde“ mitgeschaffen, zieht nach Kupferdreh, dann Hörde Dortmund, schluckt bald die Poensgen. Thyssen wird Chef der Phönix.
Hoesch aus Eschweiler macht Dortmund Hörde groß, geht dann in Thyssen und Krupp auf.
Thomas Mulvany aus Irland erfindet Düsseldorf als den „Schreibtisch des Ruhrgebiets“. Trotz vieler eigener Produktionen im Pott selbst (Gelsenkirchen, Dortmund) residiert er von Anfang an(1852) in Ddorf.
Friedrich Harkort, Maschinenbauer und Eisenbahnpionier auf Burg Wetter an der Ruhr, hatte sich den Engländer Edward Thomas aus Pempelfort geholt. Thomas arbeitete auf dem alten Jacobigut. (seit 1820). Durch Harkort erfährt Mulvany von Düsseldorf- Pempelfort.
Ddorf war die saubere Kunst- Residenzstadt mit großen Sälen (Tonhalle). Mulvany holt fast alle Verbände nach Ddorf.
Thyssen folgt dem Beispiel Mulvanys. Er legt seine Verwaltung nach Ddorf . 1926 entsteht die „Vestag“(Vereinigte Stahlwerke), zuerst auf der Roeberstr (heute Staatsanwaltschaft), dann auf der Kasernenstrasse. Schließlich das Dreischeibenhaus 1960.
Immer noch saß der große Mannesmann in Düsseldorf, weil Düsseldorf durch den ersten Röhrenexperten Poensgen zur europäischen Röhrenhauptstadt geworden war.
1970 teilen Mannesmann und Thyssen den Kuchen auf. Es gab nur noch drei Riesen: Thyssen, Mannesmann und Krupp. Das Mannesmann Desaster mit Vodafone ist jüngste Geschichte. 1997 versucht Krupp eine feindliche Übernahme von Thyssen, dann gehen beide zusammen.
Heute sieht alles danach aus, als ob die alte Dame Helene Amalie Krupp wieder einmal und letztlich die Oberhand behält.
Zum Weiterlesen:
Henning F. Düsseldorf und seine Wirtschaft 2 Bde, Düsseldorf 1981