Also sprach der Kurfürst den 20.9.1782: „Liebe Getreue, (so fing er immer an) …dieses Verbot ist von Zeit zu Zeit zu erneuern. Dem Wasenmeister (=Abdecker) ist zu bescheiden, dass Unvermögende keine Hunde halten sollen"
Die gute alte Zeit war nicht gut
Nehmen wir das
15.Jht. (1497)
„Liebe Getreue (…) „sind Strafen darauf zu setzen gegen das gottlose Fluchen
auf der Straße oder im Wirtshaus. Jedermann, auch wenn er Knecht oder Diener sei.
soll mit 5 Mark verfallen sein, welcher solches anzeigt, soll 6 Albus
erhalten"
Und das 16.Jht:
„Liebe Getreue (…) nachdem wir in Erfahrung kamen, dass viele unehrbare
Handlungen und Unrat in Wirtshäusern zugetragen sind, befehlen wir ernstlich,
alle, die Wirtschaft halten, bei unserem Befehlshaber um Erlaubnis bitten
sollen, verdächtigen Personen soll es nicht zugelassen werden.
An den Landstraßen, da keine Dörfer in der Nähe sind, mag es zugelassen werden,
aber alle Heckwirtshäuser oder die, die in den Büschen sitzen, soll es ganz
abgestellt werden"
Liebe Getreue
(1554),
"Nachdem wir täglich bemerkt, dass allerhand gesunde Manns- und
Frauenpersonen des Bettelns an den Türen entlang laufen, so soll Amtmann und
Schultheiß sich über sesshafte Bettler erkundigen, die fremden aber
abschaffen"
"Die Wirte sollen keinem gesunden Bettler, Müßiggänger, Landsknecht,
Kesselflicker, Glas-Pott Düppenträger, Krämern, Schornsteinfegern, Gauklern,
Lotterbuben, Possenmacher und Abenteurer Essen oder Trinken geben"
„Am Ende der Predigt werden keine Gelage abgehalten, an Sonntagen soll nichts
verkauft werden"
Liebe Getreue (1634)
"Wir vernehmen mit Missfallen, dass in unseren Landen etliche Geistliche
im schändlichen Laster des Konkubinats beharren bleiben, es ergeht der
ernstliche Befehl, verdächtige Personen mit den Leibern anzuhalten, an den
Pranger zu stellen, eine Stunde oder andere zur Abscheu stehen, und demnächst
aus unserem Amt, da sie bei den Geistlichen gewohnt haben, auszuweisen. Fleißig
acht geben, dass sie heimlich nit wieder einschleichen. Auch andere Pastores,
welche verdächtig sind, sollen gehalten werden, namhaft gemacht zu werden"
Liebe Getreue,
"bei 5 Goldgulden Straf ist ernstlich verboten, Seiff -Luder- Nachtgeschirr,
und dergleichen Unsauberkeiten, wodurch Vorübergehender an seiner Kleidung
oftmals beschädigt, aus dem Fenster, sei es bei tag oder bei nacht, auf die
Gasse auszuschütten. Und damit es nicht allemahl auf die ohnvermögenden
Dienstboten geschoben werde, soll die Herrschaft, bei welcher der Schaden
geschehen, allenfalls dafür mit Straf angesehen werden, dass sie solch
liederliches Gesindel in Dienst genommen"
1714, 3.November
(Zeitungs-Notiz)
„am vergangenen Freitag wurden allhier Mann und Frau, jener, weil er 2 Weiber, diese
aber 2 Männer zugleich gehabt, ausgegeißelt, gebrandmarkt und des Landes
verwiesen“
Liebe Getreue (1775)
"Zur Vermeidung der zur Üppigkeit gestiegenen Kleiderpracht, wodurch
Zerrüttung, Untergang manch häuslicher Wirtschaft geschieht, ist verboten bei 500
Reichtaler Strafe, Livreen oder Civilkleider, die mit Gold oder Silber gestrickt
sind, zu tragen. Männern wird gestattet, silberne Knöpfe auf den Röcken zu
tragen"
Liebe Getreue
(1784)
"...missfällig zu vernehmen, dass der Pöbel und die ungezähmte Jugend der
erneuerten Fahrordnung ausschalten sich erlauben, durch Werfen der Hüte vor und
unter die Pferde solche scheu machen, wieder andere von hinten aufsitzen und zwischen
die Pferde Hüte werfen. Wir befehlen ernstlich, solche Jugend auf der Stelle
arrestieren zu lassen und dieselben vor dem Rathaus mit angemessener Prügel zu
bestrafen, dann noch einige Tage bei Wasser und Brot zu setzen. Nicht weniger
die Eltern bessere Obsorg einzubinden, beim ersten mal mit Geld oder Gefängnis,
zum andern mal ebenfalls mit Prügel zu bestrafen"
Liebe Getreue,
"Wir lassen es gnädigst bewenden, ermahnen aber alle unsere Untertanen,
die den Trunk nicht vertragen können, zu Querelen geneigt sind , dass sie sich
dieses Lasters enthalten, das Leib und Seele verscherzet, das in verbotene
Händel gerät, daraus Totschläge Verwundung erfolgen. Wir ermahnen keine
Mitigation. Wenn jemand zufällig in Trunkenheit gerät, sonst aber still ehrbar
ist, auch keine Feinde hat, so soll der Delinquent nicht von aller Straf
befreit, aber Gnade und Mitigation verstattet bekommen"
Liebe Getreue,
"bei Beerdigungen pflegen die Katholiken die Leichen auf den Leichenwagen
zu setzen, die Geistlichen müssen aber zu Fuß gehen. Bei Regenwetter und auch
sonst überlassen die Geistlichen es dem Leichenführer, diese aber ohne
Religionsgebrauch und Sittlichkeit tun es nun übereilt ohn sittliches Gefühl
und mit Besäufnis.
Beim Nähen des Totenhemdes betrinken sich oft die Frauen und liegen im Delirium
oft neben den Leichen, können auch nicht mehr aus eigener Kraft nach hause
gehen"
"Tanzmusik in öffentlichen Lokalen ist erlaubt, aber der Wirt muss bei
Strafe Tanzmusikscheine bei der Polizei einlösen"
Die Schule des Lebens
Die Schule war
natürlich etwas Besonderes. Das Monheim Gymnasium am Stiftsplatz (1545) war fast
schon eine halbe Universität. Sogar Kölner kamen nach Düsseldorf. Hier galt äußerste
Disziplin.
"Sie sollen mit gespanntem Ohr dem Vortrag des Lehrers lauschen"
"in der Schule sollen sie außer der Pause nicht sitzen, wenn sie von außen
kommen, sollen sie über drei Tage nicht in einer Schenke hängen bleiben,
sondern eine Wohnung suchen. Wenn sie vom Wächter um 5 geweckt sind, sollen sie
ohne Verzug aufstehen, das Haar außerhalb des Schlafzimmers kämmen, Hände,
Augen Zähne vom Schmutz waschen, nicht wüst schreien, keinen Schaden an
Fenstern Hausdächern machen, Stadtmauern, Türme, öffentliche Bauten sollen sie
nicht betreten, Jagd Fischfang Vogelfang Baden im Fluss ist nicht gestattet.
Gärten, Äcker, Wiesen dürfen nicht betreten werden. Sie sollen die Schule in
bescheidener Haltung betreten, nicht laufen, sondern ehrbar
einherschreiten"
Wir zitieren all dies, nicht um uns lustig zu machen. Vielleicht hätten wir damals genauso gehandelt. Im Grunde hat sich nicht viel verändert: Betrug, Schwäche, Alkohol, Eitelkeit, die Jugend, die Priester.
Immer, wenn ich am ehrwürdigen Stiftsplatz dies zitiere, muss ich lachen, insbesondere bei der Passage "mit gespanntem Ohr dem Vortrag lauschen".
Einiges hat sich doch verändert. Hier im Monheim Gymnasium 1545 wurden etwa hundert oder mehr in einem Raum unterrichtet, in meinem Gymnasium 2000 so zwischen 20 bis 25.
Turbulent war immer die erste Stunde der Sextaner: "Herr Jaeger, Herr Jaeger!" 10 Schüler stürmen auf mich ein, 10 haben ein Problem. Nur dieses zählt, Chaos! Ich sehe ein Bild von Pestalozzi vor mir: umringt von einer Kinderschar, der sanfte Herrscher.
Ich selbst: ein von jungen Wilden beherrschter Assessor (in Australien machten sie daraus einen "assistant" einen "Hilfslehrer") Hilfe, ich brauche Hilfe! Und doch ist es einer der schönsten Berufe.
Wie wurde in Australien die Schlange getötet? Ich springe auf den Tisch und springe herunter. "So hab ich die Schlange getötet." Stille! Wie gut, dass Australien so weit weg ist; kein Faktenscheck. Stille!
Und dann ? Die Schüler verfolgen mit gespanntem Ohr den Vortrag des Lehrers.
Autor: Dieter Jaeger Redaktion: Bruno Reble © Geschichtswerkstatt Düsseldorf 2022