Mit der
Eisenbahn entsteht ein eigener Gleiskörper, unbenutzbar für die anderen
Verkehrsmittel. Ein eiserner Ring ist die neue Stadtmauer, aber die Strecken
innerhalb der neuen Stadt sind zu weit geworden.
Damit schlägt
die Geburtsstunde für die Straßenbahn. Sie füllt die Straßen innerhalb des
eisernen Rings und geht über diesen Ring hinaus. Sie mischt sich unter das
Volk, das Bimmeln, das Quietschen, schon jetzt spüren wir eine gewisse Leere am
Heinrich Heine Platz. So volkstümlich sie war, ihr Vorbild war doch immer die
Eisenbahn, die wie ein Militär auftrat. Und so wird aus unserer guten alten
Straßenbahn immer mehr eine straff organisierte Eisenbahn.
Wenn beide
aufeinander treffen, tritt die Straßenbahn demütig zurück, obwohl sie doch der
Eisenbahn wichtige Dinge lehrt, z.B die Elektrizität. Aber man muss aussteigen
und hinter den Gleisen mit einer anderen Bahn weiterfahren. Schließlich baut
man Tunnel und Brücken.
1876 die erste Straßenbahn
Sie fährt fast
die gleiche Strecke wie die Wehrhahnlinie, aber es gibt Unterschiede: Es werden
Leichen transportiert. Der Betriebshof ist ein einfacher Pferdestall. Gepäck
und Koffer stapeln sich im Innern. Der Fahrer steht bei Wind und Wetter im
Freien. Die Polster für die erste Klasse
sind auf den hinteren Bänken und müssen zur Rückfahrt wieder nach hinten
gebracht werden, denn es gibt keine Wende. Man hält auf Zuruf oder steigt nach Belieben
seitlich aus. Dieses ständige „stop and go“ für die armen Pferde bringt Tierschutzvereine
hervor.
Um 1900 kommt die „Elektrische“
Zunächst 1896 linksrheinisch
die “Rheinbahn”; sie zeigt mit ihren Überlandbahnen ABC, später KMN elektrische
Wunderwerke. Man ist schon ganz nahe an der bewunderten Eisenbahn. 1926 erwirbt
die Rheinbahn auch die rechtsrheinische Düsseldorfer Straßenbahn.
1958 der Höhepunkt
(wir hatten 30 Linien) und Niedergang; „Tamms Autostadt“ regiert Düsseldorf. Die
70iger bringen eine Rückkehr zur Schiene und eine Verschmelzung der Konzepte. S-
und U-Bahnen werden zur Straßenbahn auf Eisenbahnschienen.
Der Untergrund hat zwei Stränge:
West-Ost und Nord-Süd
West-Ost nimmt
die Ur-Idee der Rheinbahn auf: K-Bahn nach Krefeld, D-Hbf, dann über die Kölner
Straße weiter nach Osten: Oberbilk, Holthausen, Benrath.
Nach Süden ist
die Fleher Brücke im Visier. Auf der uralten Himmelgeister waren schon die
Fürsten per Pferd nach Düsseldorf gezogen, weil sie die gefährlichen Rheinbögen
der Schifffahrt fürchteten.
Die
Wehrhahnlinie verstärkt noch mal die Kreuzidee, nach Osten allerdings mit einem
weiteren Strang (Wehrhahn, Grafenberger Allee), d.h. die einzige alte Ausfahrt
nach Osten: die Reichsstr.1.
Tunnel gibt es
nur im inneren Weichbild der Stadt. Die Bahnen fahren oben, heißen aber U-Bahn,
eine Mogelpackung. Der Umbau 2016 trifft vor allem die Straßenbahn.
Wo sind all die Linien hin,
wo sind sie geblieben?
Die stolze 1
verliert eine Hälfte, die 3 musste fallen, die 4 wird aufgewertet, die 5 aus
dem nichts geholt, die 6 wird uns am meisten fehlen, die 7 macht nun den Hafen,
weil die 8 aufgibt, sie wird wohl als erste eingestellt. Nur die 9 bleibt in
alter Pracht.
1916 – 2016: hundert
Jahre lang haben uns die 18 mythischen Zahlen begleitet. Eine Epoche geht zu
Ende.
Autor:
Dieter Jaeger Redaktion: Bruno Reble ©
geschichtswerkstatt-duesseldorf.de