Mittwoch, 30. März 2016

Es war einmal: Rheinbahn Umbau 2016

Die Eisenbahn hat die Industrie hervorgebracht (im Rheinland ab 1838). Sie ist das Rückgrat für alle weiteren Mobilitäten.
Mit der Eisenbahn entsteht ein eigener Gleiskörper, unbenutzbar für die anderen Verkehrsmittel. Ein eiserner Ring ist die neue Stadtmauer, aber die Strecken innerhalb der neuen Stadt sind zu weit geworden.

Damit schlägt die Geburtsstunde für die Straßenbahn. Sie füllt die Straßen innerhalb des eisernen Rings und geht über diesen Ring hinaus. Sie mischt sich unter das Volk, das Bimmeln, das Quietschen, schon jetzt spüren wir eine gewisse Leere am Heinrich Heine Platz. So volkstümlich sie war, ihr Vorbild war doch immer die Eisenbahn, die wie ein Militär auftrat. Und so wird aus unserer guten alten Straßenbahn  immer mehr  eine straff organisierte Eisenbahn.

Wenn beide aufeinander treffen, tritt die Straßenbahn demütig zurück, obwohl sie doch der Eisenbahn wichtige Dinge lehrt, z.B die Elektrizität. Aber man muss aussteigen und hinter den Gleisen mit einer anderen Bahn weiterfahren. Schließlich baut man Tunnel und Brücken.

1876 die erste Straßenbahn


Sie fährt fast die gleiche Strecke wie die Wehrhahnlinie, aber es gibt Unterschiede: Es werden Leichen transportiert. Der Betriebshof ist ein einfacher Pferdestall. Gepäck und Koffer stapeln sich im Innern. Der Fahrer steht bei Wind und Wetter im Freien. Die Polster  für die erste Klasse sind auf den hinteren Bänken und müssen zur Rückfahrt wieder nach hinten gebracht werden, denn es gibt keine Wende. Man hält auf Zuruf oder steigt nach Belieben seitlich aus. Dieses ständige „stop and go“ für die armen Pferde bringt Tierschutzvereine hervor.

Um 1900 kommt die „Elektrische“


Zunächst 1896 linksrheinisch die “Rheinbahn”; sie zeigt mit ihren Überlandbahnen ABC, später KMN elektrische Wunderwerke. Man ist schon ganz nahe an der bewunderten Eisenbahn. 1926 erwirbt die Rheinbahn auch die rechtsrheinische Düsseldorfer Straßenbahn.

1958 der Höhepunkt (wir hatten 30 Linien) und Niedergang; „Tamms Autostadt“ regiert Düsseldorf. Die 70iger bringen eine Rückkehr zur Schiene und eine Verschmelzung der Konzepte. S- und U-Bahnen werden zur Straßenbahn auf Eisenbahnschienen.

Der Untergrund hat zwei Stränge: West-Ost und Nord-Süd


West-Ost nimmt die Ur-Idee der Rheinbahn auf: K-Bahn nach Krefeld, D-Hbf, dann über die Kölner Straße weiter nach Osten: Oberbilk, Holthausen, Benrath.

Nach Süden ist die Fleher Brücke im Visier. Auf der uralten Himmelgeister waren schon die Fürsten per Pferd nach Düsseldorf gezogen, weil sie die gefährlichen Rheinbögen der Schifffahrt fürchteten.

Die Wehrhahnlinie verstärkt noch mal die Kreuzidee, nach Osten allerdings mit einem weiteren Strang (Wehrhahn, Grafenberger Allee), d.h. die einzige alte Ausfahrt nach Osten: die Reichsstr.1.

Tunnel gibt es nur im inneren Weichbild der Stadt. Die Bahnen fahren oben, heißen aber U-Bahn, eine Mogelpackung. Der Umbau 2016 trifft vor allem die Straßenbahn.

Wo sind all die Linien hin, wo sind sie geblieben?


Die stolze 1 verliert eine Hälfte, die 3 musste fallen, die 4 wird aufgewertet, die 5 aus dem nichts geholt, die 6 wird uns am meisten fehlen, die 7 macht nun den Hafen, weil die 8 aufgibt, sie wird wohl als erste eingestellt. Nur die 9 bleibt in alter Pracht.

1916 – 2016: hundert Jahre lang haben uns die 18 mythischen Zahlen begleitet. Eine Epoche geht zu Ende.
Autor: Dieter Jaeger      Redaktion: Bruno Reble        © geschichtswerkstatt-duesseldorf.de