Montag, 21. August 2017

Wem gehört die Stadt?


Nachlese zum Urban Art Festival auf dem KAMPER ACKER



Wer über die Kölner Landstraße in den Kamper Acker fährt, fühlt sich wie in einer Arena: eine große freie Fläche, eingerahmt von den Häusern von Holthausen. Das ist ein idealer Rahmen für Straßenkunst oder Street-Art (wie es im Jargon heißt) und im August 2017 den Stadtteil belebt. Holthausen braucht so etwas. Die Klagen über Drogen, Dealer, Prostitution werden immer lauter.

Wer tiefer gräbt, hört vom Rückhaltebecken für Regen, ein Becken? Ja, so sieht es aus. Tatsächlich war der "Kamper Acker" einst ein großer See: der "Lange Weiher". Von Holthausen sprach keiner. Der See wurde zum eingezäunten Feld, einem "Kamp".

Aber wo zum Teufel ist das Wasser?

Wo ist der "Lange Weiher"? Einfach verschwunden, versickert? Gibt es so was? Nein, natürlich nicht, wir sind hier nicht im Land der Tropfsteinhöhlen. Der "Lange Weiher" verschwand durch fürstlichen Befehl.

Der Vater Jan Wellems, Philippe Wilhelm baute 1661 das alte Schloss Benrath als "Morgengabe" für seine mit 16 Kindern geplagte Ehefrau Elisabeth. 100 Jahre später baute Carl Theodor wieder für eine Ehefrau Elisabeth (sie war von Lüsten geplagt) das neue Schloss Benrath. Es waren Wasserschlösser. Die Herren brauchten Wasser, viel Wasser.

Aus der Itter wurde der im Schweiß der Hand und Spanndienste gebaute kerzengerade Benrather "Schweißgraben". Die übrige Itter wurde trocken gelegt. Sollen die Bauern vom Kappeler Hof, von Niederheid, Holthausen, Itter und Himmelgeist doch sehen, wie sie klarkommen.

So ist es bis heute geblieben. Die stolze Itter, die all diese Orte hervorgebracht hat, gibt es nicht mehr. Sie mündete in Itter (wo denn sonst), später in Himmelgeist in den Rhein. Am Berg von Holthausen staute sie sich zum "Langen Weiher", der heute "Kamper Acker" heißt.

Kunst am Kamper Acker ?


Ja, und Erinnerung an einen großen Fluss.

Autor: Dieter Jäger  |  Redaktion: Bruno Reble  |  © www.geschichtswerkstatt-duesseldorf.de