Samstag, 28. Dezember 2019

Neue U-Bahnen – fake news oder doppelzüngige Wende?

Natürlich ist die U-Bahn in Düsseldorf keine richtige U-Bahn, sondern nur eine abgeänderte, oben fahrende Straßenbahn, also eine Mogelpackung, denn nur ein winziger Teil fährt unterirdisch.

"Sie und Ihre Straßenbahn gehören unter die Erde!"

sagte ein Autonarr 1960 zum Rheinbahnchef Rebbelmund. Und das ist noch nicht so lange her.
Jetzt soll sie also weiter unter die Erde ab 2020 und kein fake mehr, denn es gab schon zu viel Unsinn.

Eigentlich war 2016 Schluss

Aber wohlweißlich hatte man neue Projekte in der Hinterhand: die Linie 83 steht bereit; andere sind im Reifeprozess:
•    80: Messegeschichten bis Reeser Platz
•    81: die große Nummer: vom Handweiser in Heerdt über Flughafen nach Ratingen
•    82: eine Hilfslinie der 81
Hinzu kommen noch Tunnelverlängerungen U78 und U79 (Kennedydamm bis Reeser Platz)

Damals (2016) wie heute (2019) geschieht fast alles im Norden oder linksrheinisch (U70, 74, 75, 76, 77), ferner rechtsrheinisch Nord (U71, 72, 73, 78, 79)

Der Süden war eher eine Art Nord-Verlängerung

Dabei wollte man im Süden 1973 anfangen. Stattdessen kommt der Norden mit der Fischerstraße zum Zug. Und aus Trotz wird wohl die älteste und erste Bahn mit der damals letzten Nummer 79 versehen, während die jüngste 2016 die Nr. 71 bekommt.

Nord- Süd: ist das alles nur Zufall?

Hier ein kurzer Rückblick: 2016 der große Umbau der Rheinbahn: 11 U-Bahnen und 7 Straßenbahnen. Der Norden behält - wie gewohnt - seine Linien; im Süden beginnt das Chaos.
Vorbei die „Glorreiche 1“, sobald sie den Süden erreicht; vorbei die „Getreue 8“. Die „Arme 4“ hatte mit dem Knast zu tun, jetzt mit der Uni. Vorbei die „Geniale 6“; vorbei die „Gelbe 7“, denn die Bahnen hatten bis 1930 Farben. Die „Vergessene 5“ kommt neu hervor. Allein die „9“ fährt noch ihre große Bahn.

Immerhin:  Die Studenten sausen jetzt mit neuen U-Bahnen von Uni zu Uni und Kappes Hamm im Süden hat zum ersten Mal einen richtigen Bus.

Man kann es auch anders sehen

Es geht um Geld, viel Geld! Im Klimaschutzpaket hat die Bundesregierung die Absicht erklärt, den öffent-lichen Nahverkehr attraktiver zu machen und will dafür von 2020 bis 2023 über 1 Milliarde EURO in die Taschen der Kommunen rieseln lassen, wenn diese ihre Stadt- und U-Bahnen sanieren und ausbauen.

Also nix wie ran an die Geldtöpfe! Aber was bringt es den Bürgern, wenn eine funktionierende oberirdische Linie für viel Geld unter die Erde verlegt wird? Wäre es für den Klimaschutz nicht besser, ganz neue Bahn-linien zu planen, um so einen Teil der gigantischen Pendlerströme rund um Düsseldorf vom Auto auf die Schiene zu verlagern?

Autor: Dieter Jaeger  /  Redaktion: Bruno Reble  /  © Geschichtswerkstatt Düsseldorf 2019