Samstag, 29. Juli 2023

Schätze der KUNSTAKADEMIE sind gesichert

Im Juli 2023 wurde die Kunst-Versicherung für weitere 20 Jahre neu geordnet, genau rechtzeitig, wenn die Düsseldorfer Kunst-Akademie im November ihr 250jähriges Jubiläum feiert (1773-2023) und der Kunstpalast in neuem Glanz erstrahlt.

Dabei geht es um die Versicherung von Millionen Werten. Die Sicherung kostet die Stadt 11 Mio. Das Land gibt einen Zuschuss von 240 000. Insgesamt werden 39 000 Werke versichert gegen Feuer, Wasser, Sturm und Vandalismus.

Wie wichtig eine derartige Versicherung ist, zeigt ein Vorfall aus dem Jahre 1986. Der Kunstprofessor Joseph Beuys war gerade gestorben, als ein übereifriger Hausmeister die Reste des großen Meisters beseitigte: etliche Kilo stinkendes, ranziges Butterfett, die sogenannte Fettecke. Ein Kunstwerk, so ein Beuys-Schüler, welches ihm sein Lehrmeister zu Lebzeiten angeblich als Geschenk vermacht hatte. Dieses Kunstwerk wäre nun zerstört. So gelang es dem cleveren Prozess-Hansel schließlich einen Schadensersatz von 40.000 DM zu ergattern und eine tiefschürfende Diskussion über Kunst zu entfachen, ganz im Sinne des verstorbenen Meisters.

Heute bestehen die zu versichernden Schätze der Kunstakademie großenteils aus der Sammlung "Lambert Krahe" (15 000 Zeichnungen und 22 000 Grafiken).

Es begann mit den Kurfürsten

Der Begründer der "Kunststadt Düsseldorf" Lambert Krahe wurde 1712 im Kanzleigebäude neben dem Rathaus geboren, zu einer Zeit als Jan Wellem noch leibhaftig auf hohem Ross hockte.
Krahe war Rom-Abenteurer, Maler und Sammler. 1756 wird "der treffliche Krahe" (Goethe) zum Leiter der Gemäldegalerie berufen. Diese weltberühmte Sammlung Jan Wellems mit Rubensbildern seines Großvaters Wolfgang Wilhelm war in einem Anbau des Schlosses untergebracht. Die extrem großen Rubens-Gemälde, mit Mühe nach Düsseldorf gekarrt, passten nicht in das alte Schloss hinein. Sie mussten daher zunächst im Kappuzinerkloster auf der Flingerstraße aufgestellt werden.

Krahes Vorgänger Gerhard Joseph Karsch hatte als Leiter der Galerie den ersten Katalog verfasst: "Der schlafende Cupido, wie ihm die Psiche die Gurgel abschneidet" oder "Silenius, wie er von Bacchanten ganz besoffen geführet wird". Die "Collection Électorale" wie es Pigage formulierte, natürlich in der eleganten Weltsprache Französisch.

Lambert Krahe gründet um 1762 im leeren Grupellohaus eine "Zeichenschule". Goltstein braucht das Haus und Krahe geht zur Mühlenstraße ins Obergeschoss vom Bongard-Haus (berühmter Waffenhersteller). Hier wird 1773 mit Krahe als "Direktor" die Akademie gegründet.
Kurfürst Carl Theodor folgt dem Zeitgeist. Seit der berühmten "Académie des Beaux Arts" in Paris (1648) nach dem Vorbild von Florenz (1563), wachsen überall Akademien aus dem Boden: 1725 Wien, 1735 Stockholm, 1768 London.

1773  nun auch Düsseldorf

Mit dem Ableben Carl Theodors 1799 beginnt auch der Niedergang der Akademie. Krahes Nachfolger Langer muss 1798 ins Franziskanerkloster Schulstraße. Der Lehrer Aloys Cornelius (Vater des berühmten Peter) verprügelt hier den jungen Heine.  

1805 kommt es zu einem majestätischen Geschacher. Um zu Königen von Bayern ernannt zu werden, verscherbeln die bayrischen Kurpfälzer ihren Besitz im Rheinland an Kaiser Napoleon. Kurz bevor der Deal in Kraft tritt werden die transportfähigen Teile der Jan Wellem Sammlung (ohne die Rubens-Schinken) bei Nacht und Nebel nach Süddeutschland verfrachtet. Sie können heute in München bewundert werden, in der Alten Pinakothek.  

Die Preußen kommen

Nach der Niederlage von Napoleon hätten die entwendeten Gemälde eigentlich wieder nach Düsseldorf zurück gemusst, aber die Preußen wollen ihren potentiellen Bündnispartner Bayern nicht verärgern und gründen als Wiedergutmachung 1819 die "Königliche Preußische Kunstakademie" im Schloss.
Der Düsseldorfer Peter Cornelius aus der Kurzestraße wird erster Direktor. Er gilt damals als größter Maler Deutschlands. Doch  König Ludwig von Bayern ködert ihn mit besserem Gehalt.
Schadow springt ein

Auf den ersten Weltruhm der Jan Wellem Zeit folgt der zweite Weltruhm der "Malerschule".
 "Die Völker der Welt schickten ihre Maler nach Düsseldorf". Die Schule wird die Pflanzstätte der Institute fast aller europäischen Nationen, bis hin zu den Schulen Nordamerikas, Russlands  und Australiens. Wilhelm Busch, Anselm Feuerbach, Arnold Böcklin, Caspar David Friedrich: alle aus Düsseldorf. 1875 dann der Sprung in das "Kunstschloss" auf dem Eiskellerberg.

Aber der Schwung ist dahin

"Mit fröstelndem Unbehagen betrat ich die hässlichen Räume der Kunstakademie"  hatte Feuerbach schon 1850 gesagt.  "Wenn sie nicht alle so alt wären...".  Um 1900 heißt es "Kunstrumpelkammer", "Versorgungsanstalt für Professoren" und in einer Anzeige: "50 Pfennig Eintritt, um die Reste zu sehen".
Und man hatte immer noch keine Stätte für Ausstellungen. Die "Kunsthalle" von 1881 war ein Provisorium. Heute steht sie, im Brutalismus gebaut (frz. beton brut = Rohbeton) ein Paar Meter weiter auf der Mühlenstraße.

1898 gründet sich der "Verein zur Veranstaltung für Kunstausstellungen". Der fleißige Akademiechef Fritz Roeber verbindet Kunst mit Industrie. Jetzt heißt es bei den Ausstellungen immer "Gewerbe und Kunst". 1902 dann im sumpfigen Inselbereich von Golzheim die erste große "Industrie und Gewerbe Ausstellung", verbunden mit einer Ausstellung für Kunst. Die  "Rheinufer-Vorschiebung 1899" mit dem Gewinn der Golzheimer Insel hatte es möglich gemacht.

Der "Kunstpalast" war das Herzstück der Ausstellung. Die Kantine bleibt von 1902 an der Ecke Inselstraße übrig und 1926 der Name "Kunstpalast" im Ehrenhofkomplex  des Machers Wilhelm Kreis.
Düsseldorf hat einen Ort für Kunstausstellungen. Da sind sie nun: die großen Schätze der Akademie.
"Von hier aus", nennt Kasper König 1984 seine Ausstellung und 1988 noch einmal:

"Kunst kommt aus Düsseldorf"

Im November 2023 können wir im Kunstpalast alles bewundern, auch den Anfang: die "Sammlung Lambert Krahe".
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Autor: Dieter Jaeger  -  Redaktion: Bruno Reble  -  © Geschichtswerkstatt Düsseldorf 2023

mehr zur Gemäldegalerie  de.wikipedia.org/wiki/Gemäldegalerie_Düsseldorf

und zur Kunstakademie www.kunstakademie-duesseldorf.de/