Freitag, 20. Februar 2015

Eine Krone für die Kö: GALERIA KAUFHOF wird THE CROWN

Ende 2014 schlug die letzte Stunde für GALERIA KAUFHOF (ex HORTEN) an der Berliner Allee. Aktuell wird umgebaut für den Nachfolger "The Crown".

Das Gelände sollte einstmals eine Mischung werden aus Unterhaltung, Gastronomie und Shopping.1893 verschwand der Gleiskörper zwischen heutiger Bahn- und Graf-Adolf-Straße. Und so entstanden hier auf dem länglichen Grundstück die ersten Vergnügungs-Etablissements: die Graf-Adolf-Straße als attraktive "belle entrée" zur Königsallee.

Ganz schön lustig, was unsere Altvorderen um die Jahrhundertwende dort getrieben haben. Auf dem Grundstück der jetzigen GALERIA Kaufhof entstand gewissermaßen das erste Kino von Düsseldorf. Nun aber hübsch der Reihe nach:

Das Amüsierviertel von Düsseldorf


Auf dem frei gewordenen Eisenbahn-Gelände Ecke Oststraße errichtete der Mühlenbesitzer Stübben 1895 einen orientalischen Bazar mit "Kaffee-Restaurant". Im 1 Stock gab es ein "Arabisches Cafe" mit Minarett und Kuppelbauten zu bewundern. Orientalischer Kitsch war der letzte Schrei. Die Bazarstraße am Breidenbacher Hof war gerade eröffnet. Schwarze Sklaven bedienten unsere Omas im "Arabischen Cafe" bis 1911.

In der "Wunderhalle" im Erdgeschoss gab es "Lebende Bilder", ab 1904 ein "Panoptikum" mit Panoramen, Abnormitäten und Folterkammer; schließlich ab 1906 den "Kinematograph".
Das Haus war durchgehend geöffnet. Von 9-11 zeigten die Betreiber, meist Kirmes-Schausteller oder Frisöre, 10minütige Schauerfilme ("Kurzes Glück - lange Reue"). Ein richtiger Orchestergraben machte Musik.

Die Nitratfilme waren nicht ungefährlich. Es gab Explosionen. Nur eine Filmrolle durfte im engen Vorführraum sein. Von der Bahnstraße konnte man durchgehen bis zur Graf-Adolf-Straße. Bald war auch der lange Gang überfüllt.

1908 schlug die Stunde für den berühmten Architekten Hermann vom Endt. Das ist der, der das Apollo Theater gebaut hatte. Im Garten des Arabischen Cafés erschuf er das erste richtige Kino "Café Palais". Das Palasttheater gegenüber von der Oststraße gab den Namen. Ab 1928 hieß dieses erweiterte Kino dann "Europapalast".

Das "Europa" hat unsere Jugend begleitet, fast alle großen Ur-Aufführungen habe ich hier erlebt. Jeder Film bekam ein riesiges gemaltes Plakat und ein Programmheft. Dutzende von diesen melierten Heften besitze ich noch. 1954 eröffnete das STUDIO. Es hatte sogar eine Raucherloge. Der Film hieß "Vom Winde verweht".

Ab 1964 entstand mit der Berliner Allee zunächst "DeFaKa" an der Oststraße. Dann kam der Kaufhaus-König Helmut Horten mit den typischen „H-H-Kacheln“ von Egon Eiermann, schließlich GALERIA Kaufhof, dessen Türen sich am 20.12.2014 zum letzten Mal öffneten.

Und jetzt die Krönung „The Crown“


Anfang 2017 soll die Eröffnungs-Zeremonie steigen für ein Mega-Handelshaus mit viel Glas, Gastronomie und Kommunikation. Auf dem Dach die Krone des Ganzen: ein Luxus-Hotel mit dem edlen Namen „CARAT“.

Doch aufgepasst: „Eine Krone ist lediglich ein Hut, in den es hinein regnet!“ wusste schon der Alte Fritz.

Autor: Dieter Jaeger       Redaktion: Bruno Reble        © geschichtswerkstatt-duesseldorf.de