Es war einmal eine prächtige Fabrik, aus der der
wunderschöne Salzmannbau wurde. Doch welches Ende hat unser Märchen?
Am 6. Sept 2014 feierte die Stadt "20 Jahre
Leben in der Fabrik" oder genauer "20 Jahre Leben im Jagenberg
Quartier". OB Geisel hielt eine seiner ersten Reden.
Das Architektenbüro „Salzmann & Ganzlin“ hatte
1904-1906 für die Firma Jagenberg eine Fabrik gebaut, die 100 Jahre überstehen
sollte und das zu Recht! 1985 stuft der Landeskonservator sie als Denkmal ein.
Beim Bau der Fabrik wurde zum ersten Mal in Düsseldorf
das amerikanische Baukastensystem erprobt, nach dem Erweiterungen immer einem
gleichen Prinzip folgten: aus einem U förmigen Gebilde wurde so ein „E“, die Außenhaut aus weißen und grünen
glasierten Kacheln blieb immer dieselbe, die vertikalen und horizontalen Muster
der Pfeiler und Fenster veränderten sich nicht.
Als Modellvorlage diente die Ausstellung “Kunst
und Gewerbe“ von 1902, wo die Firma Villeroy-Boch das so genannte
„Majolikahäuschen“ kreierte, welches die Düsseldorfer 25 Jahre lang entzückte.
1910 empfängt Jagenberg seine Besucher im
berühmten Rundbau mit dem „Majolikaportal“.
Jagenberg kannte auch die Stadtpläne des Hermann
Josef Stübben, der Düsseldorf ab 1885 mit drei gewaltigen Boulevards (Ringen)
umgab. Das Bilker Gelände seiner Fabrik lag zwischen „Mittlerem Ring“ (Kopernikusstr-
Hennekamp) und „Äusserem Ring“ (Stoffeler Damm). Am Merowinger Platz sollte
eine riesige Markthalle entstehen. Er lag also goldrichtig.
Allein der schräge „Steinberg“ machte ihm
Kopfschmerzen. Er musste seine Fabrik etwas schief in Richtung Steinberg
stellen. Dies wiederum erwies sich als goldrichtig, denn die Hauptfassade
zeigte nun genau nach Norden, gab also seinen Zeichnern und Ingenieuren das
ideale Nordlicht.
Vom zentralen Ost-West-Trakt ging in der Mitte
über eine Brücke die Kraftübertragung zum Schornstein und der Maschinenhalle.
Nach Auszug der Firma 1984 bildete sich sofort der
Verein "Leben in der Fabrik". Die wilden sechziger Jahre und die
siebziger der „Instandbesetzung“ liegen hinter uns.
Das E Muster der Fabrik mit seinen drei Höfen
eignete sich ideal zur alternativen Nutzung: Hof A bekommt die Vereine und das
Bürgerhaus, Hof B die Künstlerateliers und das Cafe, Hof C die übrigen Mieter (zur
Hälfte Studenten).
Die Stadt hatte das Gelände 1985 gekauft.
Landesminister Zöpel erklärt es 1985 zum Sanierungsgebiet „Am Steinberg“. Das
Gebiet enthält 8 Sanierungsfelder: (1) im Nordwesten (die Sheddachhallen), (2)
direkt hinter dem Maschinenhaus, (3) der Salzmannbau, (4) der Nordosten (Rewe,
Eisdiele), (5) der Südosten (die alte Pergafabrik), (6) der nördlich Teil an
der Merowingerstr, (7) der mittlere Teil,
(8) der südliche Teil.
Das Drama beginnt
Im heißen Ringen zwischen Alternativen und der
Stadt (später der Landesentwicklungsgesellschaft LEG) wird man sich 1994 einig,
dass im Salzmannbau ein einmaliges soziokulturelles Zentrum entstehen soll.
Die übrigen 7 Felder des Sanierungsgebiets
„Steinberg“ werden schnell abgerissen und neu bebaut. Ab 1996 ziehen hier 2000
Menschen aus 20 Nationen ein. 600 Kinder tummeln sich im engen Quadrat.
1999 wird „Jagenberg“ zum Sozialfall. Ein
Aktionskreis „Leben und Wohnen im Jagenbergviertel“ arbeitet Tag und Nacht. Er besteht
aus Sozialamt, Kulturamt, Jugendamt, SWD (Städt. Wohnungsgesellschaft), BWG
(Betreuung für Wohnen und Gewerbe), BSD (Bezirkssozialdienst) und OSD (Ordnungs
Servicedienst D‘dorf). Die Schilder „Spielen erlaubt“ / „Bolzen verboten“
stehen heute noch im Gelände. Die Lage entspannt sich etwas.
Leider ist die schöne Hauptfassade des Denkmals
„Salzmannbau“ nicht mehr zu sehen. Die Stadt brauchte Geld, nahm einen potenten
Mieter und setzte im Sanierungsfeld 2.2 direkt vor die Fassade einen riesigen
Büroklotz.
So endet denn unser Märchen nur halbgut, von den
150 Wünschen und Anregungen des Vereins "Leben in der Fabrik" sind
nur 10 übrig geblieben.
Immerhin ist es ein Unikum geblieben, ein Juwel,
ein Ort, wie die Beteiligten damals auf ihr Banner schrieben "für Freiheit
und Kultur, ein Ort für Fantasie und Narretei".
Autor:
Dieter Jaeger Redaktion: Bruno
Reble ©
geschichtswerkstatt-duesseldorf.de
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