Auf dem freiwerdenden Grundstück an der Klosterstraße entsteht ein Hochhauskomplex mit 170 Wohnungen, 4000 Quadratmeter Bürofläche sowie Raum für Einzelhandel und Gastronomie. Es soll auch zu 40 Prozent bezahlbarer Wohnraum entstehen. Dabei wird nun zum ersten Mal das neue „Handlungskonzept Wohnen“ in der Innenstadt umgesetzt. Wobei die günstigen Wohnungen zur belebten Straße hin geplant sind, die teureren im hinteren Bereich. Planungsdezernent Bonin erhofft sich dadurch eine Belebung des eher tristen Viertels.
Schon 1853 sieht es in dieser Gegend mehr als trist aus, als der Bettelorden der Franziskaner aus der Verbannung unter Napoleon nach Düsseldorf zurückkehrt. Die Oststraße ist die Ostgrenze der Stadt. Dahinter am Pfannenschoppen, der Straße der Ziegler, gibt es Fabriken, Baggerlöcher und Ziegeleien.
Hier in der "Dreckecke am Windschlag" bauen die Franziskaner ihr "Klösterke". Als 1890 der Hauptbahnhof errichtet wird, muss das Gelände erst trocken gelegt werden. Tonnenweise wird Gerresheimer Sand abgelagert, damit eine einigermaßen ebene Fläche entsteht. An die Pfannenschoppenstr, die jetzt Klosterstraße heißt, kommt 1840 der erste Gashersteller.
Es stinkt zum
Himmel !
Denn Sinzig verbrennt Teere, Öle,
Fette. Nur den Bettel-Mönchen und den Schülern zweiter Klasse kann diese Dreckschleuder
zugemutet werden. Das erste Realgymnasium (später Humboldt und Scholl) öffnet
an der Klosterstraße, während die Schüler des illustren Görres Gymnasium an der Kö residieren. Beim Kaiserbesuch sind nur die Görres-Schüler zugelassen, Fähnchen zu schwenken. Heinen, der
Direktor des Realgymnasiums, ruft verzweifelt: "Auch in der Schmiede
wohnen Götter!"… es hilft nichts.
Der Englischlehrer Zech benutzt
auf seinem Weg zur Schule grundsätzlich die Mitte der Fahrbahn auf der
Klosterstraße, um sich in dieser verpesteten Luft nicht auch noch dem
Bettenlüften der Hausfrauen auszusetzen.
Im "Kulturkampf" unter
Bismarck werden die Franziskaner abermals verbannt, tränenreiche Abschiedsfeier
am Rheinufer. 1880 kommen sie zurück. Die Klosterkirche entsteht, 1950 nach der
Zerstörung der einfache jetzige Bau.
Die Franziskaner waren die Lehrer
von Heinrich Heine. Auf ihre Klosterschule an der Schulstraße gehen die
ältesten Gymnasien zurück.
Die Wurzeln des
Altbiers
Und etwas sehr Leckeres geht auf
sie zurück: das Altbier, z.B. Schumacher auf der Zitadellstraße. Im „Sonnenaufgang"
braut er 1838 zum ersten Mal ein "leckeres Dröppke", so wie wir es
heute lieben. Schumacher hatte es von den Mönchen gelernt, die nebenan ihre
Klosterbrauerei hatten. Als die Mönche 1853 auf die Oststraße ziehen, folgt er seinen
Lehrmeistern und besten Kunden und braut fortan in der Oststraße sein Alt.
Auch der Jesuit Jorge Mario
Bergoglio liebt Franz von Assisi und übernimmt seinen Namen. Heute ist er Papst.
Autor: Dieter Jaeger Redaktion: Bruno Reble © geschichtswerkstatt-duesseldorf.de
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