Sonntag, 31. Januar 2016

Abschied von der SECHS

Wir nähern uns der Zeit, wo wir Abschied nehmen müssen von Straßenbahnen, so wie wir sie kannten.

1906 werden für die ersten elf Bahnen der Rheinischen Bahngesellschaft die Nummern 1-11 und Farben eingeführt Die Farbunterscheidung bleibt bis in die Endzwanziger erhalten. Die „6“ war violett. Kürten, der Massenmörder, liebte sie wegen dieser Farbe. Die „6“ fuhr 1906 vom Rathaus über Graf-Adolf-Platz, Kölner Straße nach Eller, ab 1935 weiter durch Flingern zur Brehmstraße. 1940 wird der Volksgarten erreicht, aber erst 1954 ist sie rund mit der Streckenführung über‘n Hennekamp.

1990 macht die Geschichtswerkstatt eine Rundfahrt mit der SECHS; Treffen im überfüllten „Steinkauz“, Abfahrt am Steinberg. Diese „Magical History Tour“ ist gleichsam eine Erinnerung an die Geburtsstunden der Geschichtswerkstatt, hier die Streckenbeschreibung:

1. Start: Am Steinberg


Wir beginnen unsere Exkursion am Betriebshof der Rheinbahn. Die Himmelgeister ist die älteste Straße zum Kirchdorf Himmelgeist, seit Urzeiten Einfahrt der Fürsten nach Düsseldorf, weil man schon in Himmelgeist das Schiff verließ, um die gefährlichen Strombiegungen zu umgehen.

Rechts in den Hennekamp; hier lag das größte Bilker Industrierevier im 19. Jht. mit Schornsteinresten bis in die 70er Jahre; rechts ein Schulzentrum der 60er, zwei Gymnasien, Berufsschulen, dann das Kartenzentrum Brinckmannstr.

Die Redinghovener führt in den Volksgarten, seit 1890 einer dieser Volksparks, die im Zuge der Schreberbewegung für den Industriestandort von Oberbilk entstanden.
2. Kruppstraße

Der Straßenname weist auf Düsseldorfs Industriebeginn hin (wie auch (Kettwiger, Werdener, Eisen-, Mindener). Wir überqueren eine der ältesten Straßen, die Oberbilker Allee.

3. Werdener- / Kettwiger Straße


Hier in Oberbilk stand die Wiege der Industrie, heute riesige Brachen. „Licht und Wärme kommen aus Flingern“. Die Flingeraner hatten am wenigsten davon; rechts die Stadtwerke, links das Freizeitbad DÜSSELSTRAND.

4. Dorotheenstraße


„Flingern holt mächtig auf“; neue Szene-Ecken entstehen an Erkrather Straße, sowie Acker- und Hermannstr. Die Grafenberger Allee trennt das alte Villenviertel des Bildungsbürgertums (mit Straßennamen wie Goethe und Schiller) und das Arbeiterviertel Flingern mit einfachen Baum und Märchennamen (Kiefern-, Fichte-, Birkenstr.)

5. Lindemannstraße


Die Bahn fährt die ganze Zeit auf dem „Mittleren Ring“, einer von dreien, die der Stadtplaner Stübben 1885 gezogen hatte. Der Mittelstreifen war als Reitallee gedacht für das vornehme Zooviertel (links) mit Goethe Gymnasium und dem Stadtteil Düsseltal (rechts) mit dem ehemaligen Trappistenkloster, im 18.Jht.eine wichtige Touristen-Attraktion. Heute erinnert nur noch der Hungerturm an der Fritz-Wüst-Straße an diese Zeit.

6. Brehmplatz


Vor uns das Eisstadion an der Brehmstraße; sagenhafte Hochburg der DEG mit unvergesslichen Schlachtgesängen. Stadionleiter Werner Rittberger machte hier den „Rittberger“. Wir machen die nördliche Wende und fahren zurück in die Innenstadt via Rethelstraße.

7. Franklinbrücke


Über die Gleise geht’s zum Quartier LES HALLES“, oft [läsalles] ausgesprochen; wie ehemals der Bauch von Paris mit Großmarkt, Güter-Bahnhof, Fress-Tempeln und Puffs in der Nähe; Details siehe: „Aus für Les Halles“ geschichtswerkstatt-duesseldorf.blogspot.de/2014_07_01_archive.html

8. Die Düssel


Erst in jüngerer Zeit wird man sich der Schönheit der Düssel bewusst. Statt sie wie früher unterirdisch einzuzwängen und in Beton zu gießen, wird sie begrünt und renaturiert, wie an der Prinz Georg-/ Annastr.

9. Kaiserstraße


Jetzt gleiten wir über die Stern- in die Kaiserstraße, wo 1811 Napoleon in die Stadt eingeritten ist, um im Schloss Jägerhof Quartier zu beziehen.

10. Köbogen


Früher Hofgartenstraße, die vornehmste der Stadt; Schadows Sterbehaus, Villen der Familien Trinkaus, Haniel, Lueg; nach Wegfall der Autobahnbrücke „Tausendfüßler“ jetzt wieder „en vogue“ für Besserbetuchte.

11. Heinrich-Heine-Platz


Wir müssen uns entscheiden: Boxenstopp in der Altstadt oder weiter über Kasernen- und Elisabethstraße, die große Süd-Nord Achse durch Carlstadt und Friedrichstadt, ab 2016 unterirdisch für den Schienenverkehr wegen der Wehrhahn-Linie.

12. Karolingerplatz


Hier fing der Mittlere Ring an von Stadtplaner Stübben mit Merowinger- / Kopernikusstraße und dem breiten mittelstreifigen Dahlacker.

13. Ziel: Am Steinberg


Geschafft: Endstation, alles aussteigen und keine Handtaschen oder Regenschirme vergessen!
 
Autor: Dieter Jaeger          Redaktion: Bruno Reble    © geschichtswerkstatt-duesseldorf.de

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