Sonntag, 26. September 2021

Der Behrensbau

Das "Haus der Geschichte" ist nun selber GESCHICHTE

Drei Jahre lang stand es leer. Das alte Mannesmann-Gebäude aus dem Jahre 1912, nach dem Architekten Behrens benannt. Jetzt bekommt es die Würdigung, die es verdient, dieses in Düsseldorf denkmalgeschützte Haus Nr.1 am Mannesmannufer Nr.2.

2015 sitzt Nasser neben mir am Rand des Spee‘schen Grabens und weint. Er hat Mutter und Schwester in Afghanistan verloren. Der Behrensbau, 2014 von Vodafone an das Land verkauft, ist 2015 Zentralstelle für Flüchtlingshilfe.

Peter Behrens (1868 - 1940)

hatte ursprünglich von Architektur keine Ahnung. Deshalb wurde er in Düsseldorf als "Lattenpitter" gehänselt, als er 1904 in der Gartenausstellung neuartige Zäune und Bänke mit Katzenköpfen vorstellte. Die "Katzenbank" steht heute hinter dem Schauspielhaus.

Als er 1911 für die weltweit berühmtesten Röhrenbauer das Mannesmannhaus vollendete, lachte keiner mehr. Behrens war um diese Zeit sehr berühmt. In seinem Babelsberger Büro für die AEG Berlin arbeiteten 1908 Mies van der Rohe, Walter Gropius, Le Corbusier. Er war 1902 Direktor der Kunstgewerbeschule am Burgplatz geworden, hatte 1907 van der Velde im Folkwang Museum aus dem Felde geschlagen, den "Deutschen Werkbund" mitbegründet, 1908 den Schriftzug "Dem Deutschen Volke" am Berliner Reichstag entworfen.

1921 wird er Direktor der Kunstakademie Düsseldorf, wo er einst 1888 studiert hatte, bevor er dann in Darmstadt 1899 zum ersten Mal mit Architektur in Berührung kommt. 1991 ehrt ihn das Düsseldorfer Architektenpaar Parade an ihrem WDR Haus mit dem typischen abgeschrägten Sockel.

Mit Mannesmann fängt alles an

Als Behrens mit seinem Mannesmannhaus 1904 anfängt, hatte eine epochale Veränderung des Rheinufers stattgefunden. Die Preußen schützen das Rheinufer in einem großartigen Plan (1872), der bis 1902 ausgeführt wird: die beiden gefährlichen Bögen (Heerdt und Neustadt) werden durch Buhnen (Heerdt) und das "Parallelwerk" (Neustadt) entschärft.

Letzteres war eine Art Binnenbuhne in der Mitte des Rheins von Brücken- bis Haroldstraße, die den Stromstrich vom Ufer fernhielt. Zusätzlich wird das Düsseldorfer Rheinufer 37m weit Richtung Oberkassel verschoben und die Oberkasseler Wiese im Gegenzug 3m abgegraben, damit die Wassermasse gleich blieb.

Der "Berger Weg" war die Verbindung von Zitadelle zur Neusserstraße. Aus einer kleinen Parkanlage wurde so 1904 eine breite baumbestandene Allee, die "Dammstraße". Auf dem alten Damm zum Rhein, wo ab 1840 die Bergisch Märkische Eisenbahn fuhr, wurde das "Berger Ufer", später Mannesmann Ufer.

Aber das war nicht so einfach

Der "Berger Damm" ging kerzengerade von der Bäckerstraße zur Deichstraße quer durch die heutigen Häuser Mannesmann und Landeshaus.

Das Problem waren die verschiedenen Laufrichtungen der Stadtviertel. Jan Wellem hatte seine Neustadt etwas versetzt in der Richtung Zitadelle angelegt. Die Karlstadt und die später daran anschließende Friedrichstadt liefen aber ganz anders. Die Lösung waren mehrere Dreiecke, die zu Parkanlagen wurden.

Nummer eins: der Horionplatz: ein unschönes Gebilde, auch Beuys Eiche hilft da nicht. Der Block "Am Karltor" war das erste richtungsweisende Gebäude (rechtwinklig zu den Kasernen), deswegen fängt hier die Haroldstraße an.
Nummer zwei: der Statzplatz am Fürstenwall-Knick: nicht richtig ein Platz.
Nummer drei: das Friedensplätzchen, zweifellos heute der gelungenste Ort.

Nach dem „Fall der Mauer“ 1801 war der chaotische wasserreiche Süden so mit Mühe zur Haroldstraße geworden (ca.1830), auf der nur das "Karltor" früh besiedelt wurde.

Karltor nannte Weyhe das alte "Karlstädter Tor = Soldatentor". Hier hatte er die beiden Düsselarme an seiner "Wasserstraße" entlang nach Auffüllung von Kaiserteich (durch Süd-Düssel) und Schwanenspiegel (durch Nord-Düssel) in einem Tunnel, dann entlang der "Düsselstraße" (später Poststr.) zum Speeschen Graben gelenkt. Anfangs hießen alle Wassermassen "Schwanenspiegel". Ein Teil wird dann durch Zuschütten der Schwanenmarkt.

Das "Haus der Geschichte" erzählt die Geschichte von NRW

"Operation Marriage" nannten die Engländer das 1946, aber es gab viele Verlobungen.
Im "Reich der Mitte" unter Wilhelm dem Reichen 1540 waren große Teile des Rheinlands und Westfalens vereint. Kirchenpolitisch gehörten sie zusammen. Im 19. Jht gab es den "Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen“, die beiden Messen 1852 und 1880 "Gewerbeausstellung Rheinland Westfalen". Es gab den "Rheinisch Westfälischen Anzeiger" und die "Rheinisch Westfälische Gefängnisgesellschaft.

"Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien", hieß es 1946 in einem Karnevalslied. Die Engländer wollten (wie die Franzosen und die Amerikaner) eine Teilung der Macht am Rhein: das Bindestrich- Land. Für dieses NRW feiern wir eigentlich drei Geburtstage.

•    21. Juni 1946: Entscheidung in London: die Oberbefehlshaber der Zone: Montgomery, Sholto Douglas, Brian Robertson hatten es ausgedacht, Außenminister Bevin brachte Düsseldorf ins Spiel (und nicht Köln).
•    17. Juli 1946: Douglas gibt die Gründung bekannt
•    23. August 1946: Die Verordnung tritt in Kraft.

Die erste Landesregierung wird gebildet

Rolf Amelunxen, der Oberpräsident von Westfalen wird erster Regierungschef. Ihm wird der Satz zu¬geschrieben: "Wenn man den Rheinländer etwas fragt, ist die Antwort schon da, bevor die Frage ganz heraus ist, während der Westfale lieber morgen als heute antwortet."

Amelunxen grüßte die Menschen mit "Glück auf" und richtete einen besonderen Gruß an seine schwergeprüfte Geburtsstadt Köln mit "Kölle Alaaf".

Autor: Dieter Jäger | Redaktion: Bruno Reble | © 2021 www.geschichtswerkstatt-duesseldorf.de
Weitere Infos: de.wikipedia.org/wiki/Haus_der_Geschichte_Nordrhein-Westfale

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