Samstag, 30. April 2016

1516 – 2016: Fünfhundert Jahre Reinheitsgebot

Gefeiert wird in diesen Tagen die Reinheits-Verordnung des Bayern-Herzogs Wilhelm IV vom 23.April 1516 „zu kainem Pier“ mehr zu nehmen „dann allein Gersten, hopffen und wasser“. Ein adeliger Verwandter, unser Kurfürst Jan Wellem erweiterte dieses Gebot 1706 für Düsseldorf.
Das war wohl nötig, denn die Grut, die damalige Würze war schrecklich in den Zeiten, als Hopfen knapp und teuer war und „Ersatzstoffe“ wie Gagelstrauch und Bilsenkraut, Tollkirsche und Katzenhirn verheerende Nebenwirkungen hatten.
Aus einem Ratgeber von 1731 „Der Zu allerley guten Geträncken treuhertzig-anweisende wohlerfahrne und Curiose Keller-Meister“: Etliche Biere „haben die Art (…) daß sie einem gleichsam vor Brust und Herzen liegen / nicht gerne hinunter wollen / einen aufgeblasenen Leib machen / die schmerzhafte Colic und das grausame Grimmen im Leib / desgleichen auch die kalte Piß verursachen…" (Quelle: books.google.de)

Wie wird Alt Bier gebraut?

 1. In der Mälzerei wird die Gerste geweicht, gekeimt und getrocknet (=„darren“); je höher die Temperatur, umso dunkler das Malz und die Farbe des späteren Bieres.
2. Im Sudhaus kommt Wasser hinzu, das Gemisch wird erhitzt, aus der Malzstärke wird Zucker und in der Würzpfanne kommt der stabilisierende Hopfen hinzu.
3. Im Gärtank wird Hefe hinzugefügt (und sonst nix!). Der Gärprozess kann beginnen. Aus Malzzucker wird Alkohol.

"Alt" ist tatsächlich alt, im Sinne von "alter Tradition". Gebraut wird obergärig bei (Normal-) Temperaturen, die im Rheinland vorherrschen, während das untergärige Pils früher nur im Winter oder im kalten Gebirge gebraut werden konnte. 1871 wurde von Linde die Kältemaschine erfunden und untergäriges Bier konnte an jedem Ort hergestellt werden.
Von da an wurde es chic, Pils zu brauen, weil es einen höheren Profit abwarf. Denn Pils war hell, haltbarer und sah aus wie der vornehme Wein. Die Kölner imitierten diesen Trend. Denn ihr Kölsch ist - obwohl obergärig – von blasser Farbe. weil das Malz beim Rösten nur spärlich erhitzt wird. Kölsch ist also nichts weiter als „kastriertes“ Alt. Deshalb bleiben wir in Düsseldorf lieber beim Original, einem würzigen, vollmundigen ALT von kräftiger Konstitution.

Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein

Bier ist so alt wie die Welt. Eine schöne Geschichte erzählt das GILGAMESCH-Epos aus dem alten Babylon. Der König hatte einen Nebenbuhler, den Wilden Enkidu. Er schickt eine Hure zu ihm, um ihn zu erledigen. Die Hure aber war eine weise Frau: ”Nimm das Brot, iss, wie es bei uns Brauch ist.“ Enkidu aß 7 Laib Brot. “Nimm das Bier und trink, wie es bei uns Brauch ist.” Enkidu trank sieben Krüge Bier. Da entspannten sich seine Züge, seine Seele frohlockte. Er wusch sich den zotteligen Leib, salbte sich mit Öl und WARD ZUM MENSCHEN.

Autor: Dieter Jaeger     Redaktion: Bruno Reble     © geschichtswerkstatt-duesseldorf.de
Weiterführende Literatur: Wulf Metzmacher: Düsseldorfer Brauhäuser zu Fuß, Bachem Verlag 2004 (vergriffen, aber im Antiquariat erhältlich oder ausleihen bei der Stadtbücherei)

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