Die
Gründerfamilien Tietz und Carsch, wurden von den Nazis erst drangsaliert „Deutsche
kauft nicht bei Juden!“ dann arisiert (d.h. zwangsenteignet) und verfolgt.
Nach den
Zerstörungen des letzten Krieges wurde das zertrümmerte Carsch-Haus 1949 von der
englischen Militärbehörde zum „Anglo German Center“ aufgebaut.
Wo unsere Kinoleidenschaft
begann
Dieter Jäger erinnert
sich: „Reeducation“ nannten sie es, wir wurden alle entnazifiziert. Ich wusste
mit den Nazis damals noch nicht viel anzufangen, aber es gab Micky Maus, Dick
und Doof umsonst. Da nahm man auch schon mal die vielen Kulturfilme in Kauf;
alles in Englisch, das half mir in der Schule.
Ich hatte bis
dahin nicht viele Filme gesehen, meine Mutter nannte es Teufelszeug… und es
kostete Geld. Hier also alles umsonst, der Start meiner geheimen Leidenschaft
in den Kinos auf der Graf Adolf Straße.
Nach dem Kino
ging es nebenan zum einzigen Paternoster im Marx-Haus: Oben würde man umkippen,
hieß es oder unten auf dem Kopf stehen. Es war Kino live: zuerst die Schuhe,
die Beine, dann vielleicht eine schöne Frau; und spannend war es auch, das
rechtzeitige Raus- und Reinspringen.
"Schiebung"
war in
Als 1979 die
U-Bahn kam, wurde "Die Brücke" (so hieß das Haus jetzt) um 23 m nach
hinten verschoben, Stein für Stein abgebaut, nummeriert und wieder zusammen gesetzt, eine einmalige Aktion.Drei Jahre zuvor hatte man eine noch größere „Brücke am Rhein“ verschoben: der Neubau der Oberkasseler, knapp 50 Tonnen Stahl mit viel Schmierseife 50 m stromabwärts. Düsseldorf war schon immer bekannt für spektakuläre Aktionen, besonders wenn Millionen von TV-Zuschauern weltweit dabei sind.
Eine neue Brücke entsteht
In der neuen BRÜCKE im Marx-Haus pflegten 27 Auslandsgesellschaften kulturellen Austausch mit Düsseldorf, darunter der deutsch russische Kreis "Kontakti". In der Gorbi-Euphorie der 90iger Jahre machte ich Führungen für Russen und fuhr 6mal mit meiner Schule zur Partnerstadt Moskau.
Der Hausmeister blickte argwöhnisch vorbei: eine schöne junge Frau, ein alter Mann, Schweinereien?
Ich habe alles vergessen, aber wenn ich heute im Keller der BRÜCKE, unter dem alten Carschhaus, meinen Tiramisu genieße, sage ich leise "tirami su" (zieh mich rüber!).
"Maria iz Petersburga" sitzt neben mir, ich bin wieder jung und wir fahren zusammen in ihre große goldene Stadt.
Autor: Dieter Jaeger Redaktion: Bruno Reble © geschichtswerkstatt-duesseldorf.de
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