Dienstag, 27. Dezember 2016

Der Bahnhofplatz wird aufgemöbelt

Die Schlacht um die Wehrhahnlinie ist geschlagen, jetzt ist der Bahnhof dran. Das Theater ist schon da, die Zentralbücherei folgt, das alte Autozug-Gelände neben dem Hansahaus bekommt Hotels und Gastronomie. Es wurde auch Zeit.

Zwar hatte die Deutsche Bahn in den 19-80er Jahren mit dem Düsseldorfer Haupt-Bahnhof ein Prestigeobjekt fertig gestellt. Der Bahnhofsplatz aber war und blieb ein Desaster. Keine einzige Adresse zum Ausgehen. Nur die Asiaten – allen voran tapfere Japaner - hatten keine Angst. Es ist ihr Viertel.


Bahnhöfe – die Kathedralen der Neuzeit

Hundert Jahre früher (1890) war der Bahnhof das Modernste und Feinste, was die Stadt zu bieten hatte. Bei der Ankunft im gläsernen Hof der fauchenden Lokomotiven durchschritt man einen wilhelminischen Prachtbau. Dann der erste Eindruck von Düsseldorf: ein Meer von Kuppeln und Türmchen, von besten Hotels und vornehmsten Restaurants. Ein Gang durch die Graf-Adolf-Straße wird zum Schaulaufen durch die Düsseldorfer Industrie-Produktion.

Der Stadtplaner Josef Hermann Stübben hatte den Bahnhof in den nördlichen Schenkel des Oberbilker Gleisdreiecks gesetzt. Er nennt dieses alte Gleis "Worringer Straße". Der neue Bahnhof lag schräg zum Schachbrettmuster der Karl- und Friedrichstadt und passte irgendwie nicht dazu. Aber Stübben hatte Glück: Auch die Feldwege zur Altstadt verliefen schräg, weil sie alle als Ziel das Flinger Stadttor hatten. Jetzt liefen sie in Ideal-Linie geradeswegs auf den Bahnhof zu.

Die wichtigste Straße war die Bismarckstr, durchgehend bis zur Altstadt. Denn sie war die Pfarrscheid¬Straße zwischen Bilk und Düsseldorf; daneben - noch zentraler und direkt auf den Haupteingang zu laufend - die einstige Kaiser Wilhelm Straße.


Kaiser, König, Edelmann…

Mit den Straßennamen feierte die Stadt Preußens Glanz und Gloria. Auf Schloss Jägerhof residierten sie und gaben sich die Klinke in die Hand: Prinz Friedrich von Preußen, Carl Anton von Hohenzollern, sowie Hochgeborene jeder Couleur, samt zahlreicher Kinder und Verwandtenschar.

Unter "Kurfürst" tat man es nicht. STEPHANIE war Königin von Portugal, LEOPOLD Fast König von Spanien (was zum Krieg 1870/71 gegen Frankeich führte), KARL war König von Rumänien, CHARLOTTE Kaiserin von Mexico.

Arme Charlotte! Nach der Erschießung ihres Mannes in der mexikanischen Revolution 1887 wurde sie wahnsinnig. Eine traurige Geschichte. Die Düsseldorfer nahmen es gelassen.

Als der Kaiser im November 1918 ins Exil nach Holland floh, sangen sie „Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, der Kaiser hat in‘ Sack gehauen“. Und statt Kaiser Wilhelm- hieß es fortan Friedrich-Ebert-Straße, benannt nach dem ersten Präsidenten der neuen Republik.


Autor: Dieter Jaeger      Redaktion: Bruno Reble     © geschichtswerkstatt-duesseldorf.de

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