Unser OB Thomas
Geisel zeigte auf der Immobilienmesse Expo Real zwar das Viertel GRAND CENTRAL,
aber er zeigte nicht den Worringer Platz, der gleich daneben liegt. Hätte auch
alles kaputt gemacht. Er stapfte munter durch den Hauptbahnhof, Groschek war
dabei, aber er ging nicht über den Mintropplatz; hätte wiederum alles kaputt
gemacht.
Der Bahnhof
ist ein schwieriges Viertel
Neulich war
ich griechisch essen, mit Freunden am Bahnhof. Hätte nie geglaubt, dass man da
gut essen kann. Kann man aber: griechisch und japanisch sowieso und chinesisch und
indisch, amerikanisch, italienisch, türkisch.
Meine Freunde
schwärmen vom Theater, nicht im Schauspielhaus, nicht im FFT (Forum Freies
Theater) oder im Juta Seta, nein sie schwärmen vom Hauptbahnhof und vom Theater-Café
im gläsernen Gang über der Worringer Straße. Sie reden vom Stadtarchiv, von der
neuen VHS Bibliothek.
Träum ich?
Meine letzte
Erinnerung war ein Film im schrecklichen MAXI Kino neben dem schrecklichen
"Buttershaker", im Auto eine Stunde gefangen, ein Ungetüm von einem
Parkhaus, wo auf einmal das Gitter hochging, 11 Uhr nachts. War ich ein
Krimineller, ein Drogendealer?
Weitere Erinnerungen:
eine Polin, die nach Hause wollte auf einem zugigen Bahnsteig mit riesigen
Bussen überall, Abschied - Tränen - Taschentücher. Ich wagte nicht, weiter zu
gehen auf eine grüne Insel, wo man todesmutig in die Unterwelt stieg, ein
Tunnelsystem, das man schließen musste: Lebensgefahr.
Hier begann
eine neue Epoche
Genau hier im Baumarkt
begann das Musicalzeitalter. Operette war lange aus, Oper war zu schwierig; also
ging man ins CAPITOL "Let the sunshine in": zum Schluss tanzten die
schönen Frauen nackt auf der Bühne. Wahnsinn. Und in London fragten wir uns: "Durfte
man da rein mit Mädchenklassen?“
Noch weiter
zurück: mein täglicher Gang von der Helmholzstraße, Harkortstraße zum Bahnhof,
zur Uni Köln. Wir wohnten "vor dem Bahndamm". Unser Balkon zeigte auf
die Etablissements der Poensgenstraße. Ich überquerte den Mintropplatz
"Goldene Hölle". Aber es war keine Hölle, was ich sah. Ich zweifelte
an den Worten des Predigers in der "Freien Gemeinde" Bendemannstraße.
Die Hölle schien mir das Paradies. Ich ging zum CVJM Graf Adolf Straße, weil es
dort nicht nur christliche junge Männer gab, sondern auch die schönsten
Mädchen. Und in der "Freien Gemeinde" gab es sie auch. Ich ging von
einem Paradies zum anderen.
Das
Bahnhofviertel wacht auf in diesen Tagen
"Let the sunshine in !"
Autor: Dieter
Jäger | Redaktion: Bruno Reble | © www.geschichtswerkstatt-duesseldorf.de