Randnotizen zum Schumann-Fest 2019
Clara Schumann war das, was man heute als Powerfrau bezeichnen würde: Selbst erfolgreiche Klavier-virtuosin und Komponistin, war sie als Mutter von acht Kindern Hauptversorgerin ihrer Familie und ihres Ehemanns Robert, der zwar 1850 zum städtischen Musikdirektor in Düsseldorf berufen wird, dann aber psychisch erkrankt und die Tage bis zu seinem Tod 1856 weitgehend in Anstalten zubringt.Schreckliche Tage – Leierkasten - schreiende Buben
Clara hat Pech. Der Lärm verfolgt sie; nach tumultuösem Empfang am 2. September 1850, abends 19 Uhr auf dem Alleeplätzchen und einer sauer aufstoßenden Rechnung vom Breidenbacher Hof (ein Monatsgehalt von Robert für 3 Nächte).Danach wohnt sie fünf Häuser weiter auf der Alleestr.44. Aus der Ferne tuten die Soldaten. Ein entnervter Zeitungs¬schreiber jammert: "Ach die trefflichen Soldaten, die nur immer tuten taten und die trefflichen Rekruten, die auch heute wieder tuten".
Schreiende Buben laufen einem Gaslieferanten hinterher "Middendorf, Schiddendorf, Middendorf, Schiddendorf", es stank bestialisch!
Etwas ruhiger wird es hinter dem Canal, wo die Bäume stehen, auf der Kastanienallee 46. Vor kurzem war hier der König mit Kot beworfen worden. Deshalb heißt der Ort jetzt „Kö“.
Danach geht es in die Herzogstraße. Wohnen neben Herzögen, klingt gut, aber es kommt anders. Eine englische Familie übt nebenan mit ihren Zöglingen die Tonleiter rauf und runter. In Sichtweite hämmert das Richardsche Hammerwerk, außerdem Klagen über Straßen- und Baulärm. Nichts wie fort von hier !
In der Bilkerstraße 15 kommt die Ruhe, aber auch das Ende. Denn der Gesundheitszustand von Robert Schumann verschlechtert sich rapide.
Nach der Einlieferung ihres Mannes in eine Heilanstalt, muss Clara in die Poststraße 27 umziehen und damit wieder in den Lärm hinein. Direkt neben ihrer Wohnung tobt die "Bockhalle", der lauteste Biergarten der Stadt: Damenorchester, politische Agitation.
Es wird ihre letzte Station in Düsseldorf. Arme Clara, dabei hatte alles so gut angefangen. In einem Brief hieß es hoffnungsfroh:
"Wir ziehen an den wunderschönen Rhein"
Aber eine Freundin hatte auch geschrieben: "Es gibt hier drei Nonnenklöster und eine Irrenanstalt."-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Autor: Dieter Jäger | Redaktion: Bruno Reble | © www.geschichtswerkstatt-duesseldorf.de
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