Im Auftrag des WDR meldet sich der Reporter Hamzi stets mit dem Satz:
"Ham‘ Sie ´ne Frage?
Thomas Bernhardt, ein ehemaliger Vorsitzender der Geschichtswerkstatt, kennt sich damit aus und stellte auch selbst die Fragen. Die schönste war: "Wo liegt die Düsseldorfer Tuchtinsel?"
Dabei lernten wir, dass alle „Werth“-Namen Inseln waren, wie Kaiserswerth, Volmerswerth, Lausward. Aber sonst hatten wir es nicht sonderlich mit Inseln. Deshalb kam die "Tuchtinsel" so überraschend.
Warum heißt ein Haus in der Altstadt „König von Ungarn“?
Kollege Hamzi wurde gefragt nach dem Haus Bolkerstr.15. In großen Lettern steht dort "König von Ungarn". Wohnte hier einst ein König? Vielleicht regierte er uns sogar eine Weile?
Edmund Spohr, der Altmeister der Düsseldorfer Geschichte, wusste mehr und präsentierte eine wunderschöne Profikarte, die er im Jahr 2013 erstellt hatte. Sie basierte auf einem Vortrag von Dieter Jaeger über die "Hausnamen der Altstadt", den er 2009 bei den „Jonges“ gehalten hat. Zurück ging das Ganze auf Heinrich Ferber vom Düsseldorfer Geschichtsverein, der 1889 durch die alte Stadt gewandert war.
Tatsächlich hatten hier Könige und andere Hoheiten gewohnt, z.B. der "König von Schweden", meist im "Hof von Holland" in der "Altestadt". Der König von Ungarn allerdings nicht. Spohr führte alte Münzen an, auf deren Rückseite der König abgebildet war und mit denen das Haus vielleicht bezahlt worden sei.
Andere Erklärungen: 1525 wurde Ferdinand von Österreich zum König von Ungarn ernannt. In Wien heißt später eins der ersten Kaffeehäuser "König von Ungarn". Auch unser Bolker Haus Nr.15 war eins der ersten Kaffeehäuser Düsseldorfs, das den Wiener Namen übernahm. Jan Wellem war mit Österreich verbunden. Er baut 1703 sein "Schloss Bensberg". Der Name steht unweit vom "König von Ungarn" auf der Nr.5.
In der Bolker Straße gibt es noch einige andere Häuser mit altem Hausnamen z.B. Nr.51 "Zum Rothen Kreuz". Heinrich Heines Vater inseriert um 1800 sein Tuchlager mit der Bemerkung "Neben dem Rothen Kreuz".
Bis zur Numerierung 1858 hatten alle Häuser Namen, meist von den Wappen, die sich die Häuser gegeben hatten (daher die vielen Tiernamen). Aber auch von geschichtlichen Ereignissen, die den Düsseldorfern wichtig waren.
"Prinz von Oranien" (Burgplatz 12) war Wilhelm gewidmet, der Befreier der Niederlande. "Schenkenschanz" (Andreasstr.8) war die berühmte Schanze bei Kleve im 80jährigen Krieg der Holländer gegen Spanien. Der "Schnaphahn" (Ratinger-26) war eigentlich ein Condottiere, ein schlimmer Landsknecht. Sein Name führte dann aber zu "Falke, Eule" und anderen Tieren „Füchschen, Bär, Einhorn“ quasi eine Tierecke in der Ratinger.
Eine andere Masche: Man kopierte den Nachbarn. Der "Schwarze Ochs" gebiert gleich den Roten, den Bunten, den Weißen; eine Ochsenecke in der Neubrückstraße.
Freude kommt auf bei Namen wie "Baum der Diana" (Ratinger-22) neben dem Einhorn. Soler hatte 1787 die Oper "Baum der Diana" komponiert, ein Riesenerfolg am Wiener Burgtheater. Die keusche Diana mit ihren keuschen Nymphen wird von Amor verführt, das macht immer Spaß.
Manchmal täuschen wir uns: die "drei Schabellen" (Ratinger 25) sind nicht drei fromme Betstühle, sondern drei alte Jungfern. Die Infantin Isabella von Spanien, Tochter von Philipp II, hatte 1601 geschworen, sich nicht mehr zu waschen, auch nicht das Hemd zu wechseln, ehe die Eroberung von Ostende geschehen war. Die dauerte allerdings drei Jahre, und so wurde aus Isabella eine etwas müffige Schabelle. Wie sagte noch Hamzi?
"Ham Sie ´ne Frage?" Nur Mut! Man kann sich auch an die Geschichtswerkstatt wenden.
Autor: Dieter Jaeger / Redaktion: Bruno Reble / © Geschichtswerkstatt Düsseldorf 2020
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