Dienstag, 3. Juni 2014

"Das Majolikahäuschen wiederentdeckt" von Dieter Jaeger

Kachelteile des ehemaligen Juwels gefunden bei Erdarbeiten vor der Tonhalle
  
Erinnern wir uns an das Possenspiel im Hofgarten im Jahre 2007: „Erwin gegen den Rest der Welt“. Ein Café für Düsseldorfer Bürger sollte auf der Tonhallen-Terrasse errichtet werden; per Ratsbeschluss von SPD, FDP und GRÜNE. Doch dieser Beschluss wurde von Oberbürgermeister Erwin kassiert, weil man angeblich auswärtige Besucher nicht ausgrenzen dürfe; Kopfschütteln bei den Parteien und bei den Bürgern.
Es sind schon merkwürdige Dinge, die hier an der Tonhalle passieren und immer hat die Obrigkeit ihre Hand im Spiel.

Abgang bei Nacht und Nebel

So auch beim Abriss des heißgeliebten Majolikahäuschens (Name von Mallorca-Fayencen abgeleitet). Es stand 20 Meter neben der Tonhalle im Hofgarten und war ein Überbleibsel der großen Ausstellung von 1902.
Villeroy & Boch hatte hier einen Pavillon: ein weiß blau gelber Jugendstilbau, wunderbar verziert, Treffpunkt für Liebespaare und Gouvernanten mit Kinderwagen. Es gab Kaffee und Kuchen, Kakao und Milchgetränke.
Heute ist das Häuschen kaum noch zu erahnen. Nur Spurenleser und Düsseldorf Freaks erkennen seine Umrisse im jetzigen Kinderspielplatz.
In der Nacht des 9.FEB 1926 verschwand das Häuschen spurlos. Ein Krimi, Sturm der Entrüstung in Düsseldorf; einen Monat lang kein anderes Thema im Blätterwald. Man hatte etwas geahnt, als einige Zeit vorher dem Besitzer gekündigt worden war.

Was war geschehen?  

Heute wissen wir es. Drahtzieher war Professor Wilhelm Kreis, Hauptarchitekt der GESOLEI (Düsseldorfs Groß-Ausstellung 1926), der Erbauer des Marxhauses (erstes Hochhaus in Deutschland), des Ehrenhofs mit Planetarium (die heutige Tonhalle) und der Rheinterrasse.
Dieser Baulöwe hatte etwas gegen das Jugendstil-Gebäude mit seinen prunkvollen Schnörkeln und aufgeklebten Ornamenten („versaut mir die ganze GESOLEI“). Im Malkasten hatte er zu einem der Hauptbeteiligten gesagt: „Sie waren doch Pionieroffizier. Muss doch für Sie eine Kleinigkeit sein, das olle Ding wegzublasen“.
Diplomingenieur Richard Sonnemann 1964 in einem späten Zeitungsbekenntnis: “Wir trommelten einige Zimmerleute zusammen, besorgten einen Lastwagen und nach einigen Lagen Freibier war von dem Majolikahäuschen nichts mehr zu sehen“. Zum Oberbürgermeister Lehr gebeten, zuckte Kreis nur die Achseln. Es gab keine Belege. Es blieb bei Vermutungen.
Die Düsseldorfer lieben bis heute ihr verschwundenes Majolikahäuschen. In der verklärenden Erinnerung wird es wie das verschwundene Düsselschlösschen zu einem Idol.

Mehr bei de.wikipedia.org/wiki/Majolikahäuschen

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