von Dieter Jaeger
Zum 37.Mal wählt Düsseldorf am 15.Juni 2014 seinen
Oberbürgermeister. Der Erste wurde am 1.Dez 1813 ernannt. Es war der
Beigeordnete Heinrich Schnabel. Nach Ansicht der preußischen Regierung muss es schwierig gewesen sein, „ein qualifiziertes Subjekt zu dem gerade gegenwärtig höchst lästigen Geschäft eines Bürgermeistes von Düsseldorf zu gewinnen“. Dementsprechend groß war der Verschleiß zu Beginn der Preußischen Herrschaft. Alle halbe Jahre ein neuer OB.
Redlich, mutig, klug
Gleich die erste Wahl 1815 geriet zum Spektakel. Wählen
durften ohnehin nur steuerzahlende (männliche) Bürger, wobei die Reicheren mehr
Stimmen hatten als die weniger Reichen. Die heftig geführte Schlammschlacht
zwischen einem Protestanten und einem Katholiken ging in die Geschichtsbücher
ein.
Deshalb wurde bei den nächsten Wahlen ein Tugendkatalog aufgestellt.
So sollten potentielle Bewerber über ein gesetztes Alter verfügen, begütert, gebildet
und Familienvater sein, ein guter Haushalter im eigenen Haus, beliebt bei
Bürgern, außerdem redlich, klug, mutig, bescheiden, sanftmütig, wohltätig und
religiös, doch duldsam.
Als die Amtshandlungen mit einem Gelage endeten
Vor 1813 gab es nur einfache Bürgermeister und das Leben
schien einfacher. Der Bürgermeister herrschte über 4 Schöffen, die vom Fürst
bestimmt und 4 Räte, die vom Bürger gewählt waren.
„Schöffen“ waren seit Karl dem Großen die Urteilsfinder, „Räte“
konnten intelligent raten, d.h. “Runen lesen“ und dann „Ratschläge“ geben.
Allerdings wurde daraus bald ein Familienclan der immer
gleichen Apotheker, Wirte und Weinhändler, zumal alle Amtshandlungen immer mit
einem großen „Gelage“ im Wirtshaus endeten.
Der Meister der
Bürger (lat. Magister) nannte sein Kollegium bald „Magistrat“. Der
Meister vertrat die Stadt im „Landtag“ oft gegen seinen Fürsten, von dem er im
herrschaftlichen 17. und 18. Jahrhundert mehr und mehr geknebelt wurde.
Der Bürgermeister war der wichtigste Mann der
Stadt. Er setzte die Preise fest und kontrollierte die Einnahmen und Ausgaben.
Wenn er auch nur das Doppelte eines Stadtrates bezog, so kam er durch die
vielen Nebeneinkünfte auf das Vierfache seines Gehalts (Hebegelder bei
Steuerfestsetzungen, Diäten bei Landtagen, Gelder für Prüfungen). Er wurde so
mächtig, dass die Bürger bald öfter gegen ihren Magistrat als gegen den Fürst
rebellierten.
Die Moral von der Geschicht‘
Der letzte Bürgermeister, französisch „Maire“ genannt, ist
in die Lokal-Geschichte eingegangen.
Auf die 100 Fragen der französischen Verwaltung über seine
Stadt Düsseldorf antwortete Maire Pfeill 1806 wahrheitsgemäß zur Frage 73:
“Was ist der moralische Hang der Einwohner?“
„Die allgemeine Stimmung der hiesigen Einwohner ist in einem
vielleicht zu hohen Grade zum Genuss eines jeden geselligen Vergnügens und der
Zerstreuung bereit“.
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