von Dieter Jäger
Eigentlich hatte es eine Straße
werden sollen: in Unterrath „Auf den Geisten“, benannt nach dem Düsseldorfer
Fußball-Idol Toni-Turek. Die Straße war da, zumindest auf dem Reißbrett, aber
es fehlten die Häuser. Die Siedlung wurde nie gebaut und so mussten sie wieder
entfernt werden, die Schilder mit der Aufschrift „Toni-Turek-Straße“, die 2004
mit großem Tam-Tam vom damaligen OB Erwin angebracht wurden.
Nun also ein Denkmal
genauer eine Bronze-Plastik, 4,50 m hoch. Sie zeigt den Teufelskerl, lässig gelehnt an einen Torpfosten in Form einer "Nummer 1"; Einweihung am 4 Juli 2014 zum 60.Jahrestag eines Wunders, wenn
die Fußball-Weltmeister von 1954 vor der Düsseldorf Arena gefeiert werden
sollen. Hochrangige Torwartlegenden haben ihr Kommen angesagt. Schaun wir mal.
"Tor, Tor, Tor!"
und „Toni, Du bist ein Fußballgott“. Es gibt Worte, die bleiben. In der jungen Bundesrepublik gab es zwei Wunder: das Wunder von Lengede und das Wunder von Bern. Toni Turek war damals der beste Torwart.
Am 30. April 1954 gewinnt er im
Berner Wankdorf-Stadion gegen Ungarn und für Deutschland die Weltmeisterschaft.
Dabei war er kein echter Düsseldorfer, sondern ein Eingekaufter vom SSV Ulm.
Sein Stammverein war Duisburg 1900.
Seine Stärke war eine
unglaubliche Reaktionsschnelligkeit. Er konnte an der Schusshaltung der Stürmer
erkennen, dass der Ball nicht das Tor treffen würde. Mit stoischer Ruhe sah er
zu, wie der Ball Zentimeter am Tor vorbei zischte; nervenaufreibend, selbst für
Sepp Herberger. „Das sehe ich schon, Herr Herberger", war dann sein
Kommentar.
Es war die Zeit des
Wiederaufbaus. Länderspiele waren Volksfeste. Trost für die zerschlagene Seele.
Toni Turek verkörperte für viele den Neuanfang. Aus Kellerkindern waren
Wirtschaftswunderkinder geworden. Das Wunder von Bern gab den entscheidenden
Anstoß.
Turek bestritt 133 Spiele für Fortuna
Düsseldorf. Ach Fortuna! Glück und Glas, wie leicht bricht das? Vielleicht der
falsche Name; aber warum sollte ausgerechnet die Glücksgöttin aus der Antike
die Namenswahl beeinflusst haben?
Brotfabrik Fortuna
Eine Brotfabrik hieß so und ein
Lieferwagen dieser Firma soll gerade um die Ecke gebogen sein, als Turner aus
Flingern nach einem neuen Vereinsnamen suchten.
Flingern ist Düsseldorfs
Aschenputtel, der Hinterhof des Glücks. Nach Flingern kam das große Gaswerk,
dann die Elektrizitätswerke, später die Müllverbrennung. “Licht und Wärme aus
Flingern“, hieß es euphemistisch, aber die Flingeraner hatten am wenigsten
davon. Die erste „Elektrische“ fuhr weit an ihnen vorbei.
Zur Beruhigung der
Arbeiterbevölkerung in diesem Viertel vergab die Stadt Straßennamen, die Bäume,
Blumen und Märchenfiguren darstellten, wie die später berüchtigte „RAF“-
Kiefernstraße, während nebenan im vornehmen Zooviertel die deutsche Bildung
dominierte (Schiller, Goethe, Herder).
Und die ersten Schlachten der
Fußballjonges aus Flingern gingen vor allem gegen die feinen “Lackschuhpinkel“
vom DSC, aus dem später die DEG werden wird.
Ihr Fußballplatz entsteht, wie
der Name „Flinger Broich“ besagt, auf einem Sumpfgelände, das niemand haben
wollte. Angefangen hatte alles mit dem sportlichen Amtsrichter Emil Hartwich,
auf den die Hälfte der Düsseldorfer Sportvereine zurückgeht. Er hatte mit
seinem Buch „Woran wir leiden“ dazu aufgerufen, die Arbeiterjugend weg von der
Straße und vom „Suff" zur Körperertüchtigung zu erziehen. Die Fortuna
hatte in der wilhelminischen Zeit 1895 als „Turnverein Flingern“ angefangen.
Fußball war verpönt als „Fußlümmelei“ oder „Englische Krankheit“. Hartwich
hatte gerufen: “Werft den Fußball auf den Turnplatz!“.
Die Fortuna hat alle Höhen und
Tiefen des Fußballs erlebt: 1933 Deutscher Meister, 1979 Deutscher Pokalsieger,
sieben mal im Pokalendspiel, aber auch immer wieder Abstieg in die unteren
Zonen bis zu den Amateuren.
Berühmte Namen, wie der
Rekordnationalspieler Paul Janes ( 71 Spiele), Mauritz, Juskowiak, Jakob „Knöd“
Bender, Kobierski, Jupp Derwall, die
Allofs-Brüder, Gerd Zewe.
Heute singen die Düsseldorfer
wehmütig: “Wenn der Janes und der Knöd hütt noch Fußball spele döt“.
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