Traurig, aber wohl wahr! Das Szene-Lokal "Les Halles" schließt Ende 2014 endgültig seine Pforten in Düsseldorf. Der Besitzer hat das Grundstück an einen Investor verkauft. Geld regiert die Welt.
Es ist zum Haare raufen
Ein steinernes, seelenloses Büromonster
soll an der Stelle hochgezogen werden, wo 14 Jahre lang lecker gespeist und gelacht
wurde, getanzt und getrunken; In einer liebevoll eingerichteten Halle des
ehemaligen Derendorfer Güterbahnhofs.
Les Halles war mehr als ein beliebiges Restaurant. Es war der
Ursprung für die Dreibrückenstadt auf dem alten Güterbahnhof, der Ursprung für
das „Quartier Central“, das französische Viertel in Düsseldorf – „le petit
Paris“.
O lá lá, Fronkreisch, Fronkreisch!
Hier gibt es Begriffe, die in keinem Wörterbuch stehen z.B. „Quartis d´ile“ - Verbindungsglied zwischen den
Chic-Vierteln Zoo, Derendorf und Pempelfort. Taufpate war 1995 der Trödelmarkt
im alten Bahnhof „Les Halles“, den die Düsseldorfer liebevoll [läsalles] aussprechen.
Der Name stammt von „Les Halles“, der alte Großmarkt im Zentrum von Paris mit Rotlicht-Viertel
in der Rue St Denis. Und bei uns die Hallen neben dem Güterbahnhof, der Puff in
der Rethelstraße;
das passt ja
prima zusammen.
Der Bauch von Düsseldorf
Der Derendorfer Güterbahnhof wurde ab 1863 angelegt, als man den
„Zentral Personenbahnhof“ am heutigen Konrad-Adenauer Platz gebaut hatte und man
eine Trennung von Personen und Gütern für angebracht hielt. Die riesigen
Dampfkessel von Oberbilk/Flingern wurden bis Derendorf mit sechsspännigen
Pferdewagen transportiert.
An der Rethelstraße (damals „Ahnfeldstraße“) entstand 1874 der
dritte Personenbahnhof, der so genannte „Rheinische Bahnhof“. Die heutige
Franziskusstraße von 1913 zeigt noch den kerzen-geraden Verlauf der alten
Gleise. So wurde die Gleisstrecke unter der Franklinbrücke Deutschlands befahrenste
Strecke überhaupt.
Der nördlichste Teil des Geländes hat im Dritten Reich eine
unselige Rolle gespielt, als jüdische Mitbürger hier mit Viehwaggons in die
Vernichtungslager transportiert wurden.
Als der Güterbahnhof 1985 geschlossen wurde, entstand eine
Alternativkultur mit szenigen Kuschelecken an der Schirmerstraße rund um das
Lokal „Les Halles“.
Vielleicht wird man sich jetzt wieder an die Urstraßen erinnern,
die vor der Eisenbahn das heutige Zooviertel mit der Innenstadt verbanden: die
Düsselthaler Straße führte nach Düsselthal, zu einem düsteren, 1701
entstandenen Trappistenkloster (heutige Graf Recke-Straße). Auch die zweite
Urstraße, die heutige Herder-/ Wielandstraße, hieß früher „Mönchweg“ und führte
zum Kloster.
Wo die Galgenvögel lauern
Auf dem Weg zum Kloster kam man an der „Richtstätte“ vorbei
(heutiger Schillerplatz), wo die Gehenkten im Winde baumelten.
„Galgengässchen“ hieß ein kleiner Weg von dort aus, der an der
heutigen „Bar Olio“ und an „Les Halles“ vorbeiführte. Vielleicht ein szeniger
Name für das „Quartier Central“. Grusel ist in.
Autor: Dieter Jaeger Redaktion: Bruno Reble
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