Sonntag, 6. Juli 2014

Aus für LES HALLES


Traurig, aber wohl wahr! Das Szene-Lokal "Les Halles" schließt Ende 2014 endgültig seine Pforten in Düsseldorf. Der Besitzer hat das Grundstück an einen Investor verkauft. Geld regiert die Welt.

Es ist zum Haare raufen

Ein steinernes, seelenloses Büromonster soll an der Stelle hochgezogen werden, wo 14 Jahre lang lecker gespeist und gelacht wurde, getanzt und getrunken; In einer liebevoll eingerichteten Halle des ehemaligen Derendorfer Güterbahnhofs.
Les Halles war mehr als ein beliebiges Restaurant. Es war der Ursprung für die Dreibrückenstadt auf dem alten Güterbahnhof, der Ursprung für das „Quartier Central“, das französische Viertel in Düsseldorf – „le petit Paris“.

O lá lá, Fronkreisch, Fronkreisch!

Hier gibt es Begriffe, die in keinem Wörterbuch stehen z.B. „Quartis  d´ile“ - Verbindungsglied zwischen den Chic-Vierteln Zoo, Derendorf und Pempelfort. Taufpate war 1995 der Trödelmarkt im alten Bahnhof „Les Halles“, den die Düsseldorfer liebevoll [läsalles] aussprechen. Der Name stammt von „Les Halles“, der alte Großmarkt im Zentrum von Paris mit Rotlicht-Viertel in der Rue St Denis. Und bei uns die Hallen neben dem Güterbahnhof, der Puff in der Rethelstraße; das passt ja prima zusammen.

Der Bauch von Düsseldorf

Der Derendorfer Güterbahnhof wurde ab 1863 angelegt, als man den „Zentral Personenbahnhof“ am heutigen Konrad-Adenauer Platz gebaut hatte und man eine Trennung von Personen und Gütern für angebracht hielt. Die riesigen Dampfkessel von Oberbilk/Flingern wurden bis Derendorf mit sechsspännigen Pferdewagen transportiert.
An der Rethelstraße (damals „Ahnfeldstraße“) entstand 1874 der dritte Personenbahnhof, der so genannte „Rheinische Bahnhof“. Die heutige Franziskusstraße von 1913 zeigt noch den kerzen-geraden Verlauf der alten Gleise. So wurde die Gleisstrecke unter der Franklinbrücke Deutschlands befahrenste Strecke überhaupt.
Der nördlichste Teil des Geländes hat im Dritten Reich eine unselige Rolle gespielt, als jüdische Mitbürger hier mit Viehwaggons in die Vernichtungslager transportiert wurden.
Als der Güterbahnhof 1985 geschlossen wurde, entstand eine Alternativkultur mit szenigen Kuschelecken an der Schirmerstraße rund um das Lokal „Les Halles“.
Vielleicht wird man sich jetzt wieder an die Urstraßen erinnern, die vor der Eisenbahn das heutige Zooviertel mit der Innenstadt verbanden: die Düsselthaler Straße führte nach Düsselthal, zu einem düsteren, 1701 entstandenen Trappistenkloster (heutige Graf Recke-Straße). Auch die zweite Urstraße, die heutige Herder-/ Wielandstraße, hieß früher „Mönchweg“ und führte zum Kloster.

Wo die Galgenvögel lauern

Auf dem Weg zum Kloster kam man an der „Richtstätte“ vorbei (heutiger Schillerplatz), wo die Gehenkten im Winde baumelten.
„Galgengässchen“ hieß ein kleiner Weg von dort aus, der an der heutigen „Bar Olio“ und an „Les Halles“ vorbeiführte. Vielleicht ein szeniger Name für das „Quartier Central“. Grusel ist in.
Autor: Dieter Jaeger                      Redaktion: Bruno Reble

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