Immer wieder dieselben Bilder: Das Ruhrgebiet stirbt, die Industrie stirbt, die Riesen schwanken, wir sind am Ende einer Epoche. 200 Jahre Eisengeschichte, die unser Land groß machte. Das ist vorbei.
Düsseldorf ist
stark mit der deutschen Eisenindustrie verbunden. Sie hat entscheidend den Wohlstand
der Stadt mitbegründet. Ein kurzer Blick zurück:
Die erste Hütte
Die Krupps,
holländische Protestanten, Weinhändler aus dem Moseltal, waren im 17. Jht. nach
Essen gekommen und dort als Kaufleute wohlhabend geworden. 1805 schenkt die
Witwe Helene Amalie ihrem Enkel Friedrich die Gute-Hoffnungs-Hütte, revidiert
das Ganze schnell, weil Friedrich nicht mit Geld umgehen kann.
Es war neben
"Antony" die erste Hütte im Ruhrgebiet, entstanden 1782 im Streit des
Drei-Länder-Ecks (Preußen, Kur-Köln, Bistum Essen) um das Wasser des Elpbaches.
Gefeuert wurde mit Holzkohle, das Eisen kam vom Rasenerz der Emscherwiesen, den
Blasebalg betrieb der Bach.
Das erste Stahlwerk
Der entlassene
Friedrich gründet immerhin 1811 die "Gußstahlfabrik Krupp" in Essen
und damit den Mythos KRUPP. Gußstahl war, wie alles, in England erfunden und
zwar 1740 vom Uhrmacher Huntsman (Tiegelofen). Krupp führt das Verfahren 70
Jahre später als erster in Deutschland ein.
Sohn Alfred,
der berühmteste in der Kruppdynastie, baut 1852 die nahtlosen Eisenbahnreifen,
die das Logo der Firma werden, er baut die größten Kanonen der Welt und die
"Villa Hügel". Sohn Fritz hat beste Beziehungen zu Kaiser Wilhelm II.
Schwiegersohn Gustav und dessen Sohn Alfried setzen die Kanonenschmiede fort. Einer
landet im alliierten Gefängnis.
Erst Berthold
Beitz setzt andere Akzente. Der "Wilde" Gerhard Cromme macht die
erste "Feindliche Übernahme" 1992 (Hösch Dortmund), aber die
Übernahme von Thyssen war 5 Jahre später ein zu harter Brocken. 1999 wird dann
daraus eine freundliche Fusion "Thyssen Krupp"
Die Krupps halten sich bis 1999 aus Düsseldorf heraus
Bei Thyssen
ist das anders. August Thyssen aus dem Kohleort Eschweiler/Eifel schluckt nach
und nach alle Konkurrenten: die Piedboeufs, die Poensgen, zum Teil auch
Mannesmann und Rheinmetall. Sohn Fritz wird schließlich Chef der VESTAG (Vereinigte
Stahlwerke) mit Sitz in Düsseldorf.
Alle großen
Namen der westdeutschen Eisenindustrie kommen aus drei Regionen: Siegerland,
Eifel, Ruhrgebiet. Das Rheinische Schiefergebirge, in 300 Mill Jahren
abgetragen bis auf den Rumpf, gibt das Eisen frei (Siegerland, Eifel/Schleiden).
Absinkende Flachmeere lassen in Jahrmillionen die Steinkohle entstehen (Ruhrgebiet
/ Aachener Kessel / Eschweiler). Der PHÖNIX, eine belgisch deutsche
Industriegruppe wird 1852 in Eschweiler gegründet. Hösch und Thyssen kommen aus
Eschweiler. Beide orientieren sich später an Phönix (vertikale Struktur = alle
Sparten in einer Hand).
Hösch geht
nach Hörde Dortmund, Thyssen nach Mülheim, beides die besten Standorte:
Ruhrmündung: Duisburg-Ruhrort, Oberhausen, Mülheim und Emskanal Dortmund. Der
Phönix plant auch die einzige Hütte in Düsseldorf (Eintracht- / Kölnerstr.) an der
Bergisch-Märkischen Eisenbahn.
Sitz für
Thyssen: Düsseldorf, die Residenzstadt, die schon Mulvany begeistert hatte. Die
Thyssenhäuser wurden zuerst noch als Phönix-Rheinrohr Häuser gebaut: Stummhaus
von Bonatz 1925, Haus an der Roeberstr von Wach 1926 (später Arbeitsamt) und
Dreischeibenhaus 1960 von Tamms: es wird das neue Wahrzeichen von Düsseldorf.
Die Piedboeufs
aus der belgischen Eisenstadt Lüttich starten ebenfalls von Eschweiler aus, sie
kannten Oberbilk von den Ziegelwallonen her, die schon im 18.Jht. die Ziegel
für Düsseldorf gebrannt hatten.
Fressen oder gefressen werden
Albert
Poensgen kommt aus der Eifeler Eisenstadt Schleiden. 1860 zieht er an die Bergisch-Märkischen
Eisenbahn in Oberbilk (heute Suttnerplatz). Er schluckt Piedboeuf, wird aber
selber von Rheinmetall und Mannesmann geschluckt, die langsam aus Düsseldorf
Mitte nach Reisholz ziehen. Thyssen hat sie alle geschluckt, Sohn Fritz wird
1926 Chef der VESTAG, Europas größtem Montankonzern Sitz Düsseldorf. Aus Phönix Rheinrohr wird das Thyssen
Dreischeibenhaus.
1999 kommen
die letzten Riesen zu ThyssenKrupp zusammen. 2000 erleben wir das Drama Vodafone
/ Mannesmann. 2010 zieht die Firma nach Essen, zurück zum Ursprung Krupp. Zwei
sind also übrig geblieben: die gerissene Witwe Helene Amalia Krupp und der noch
gerissenere August Thyssen.
Früher
schlugen sich die Kontrahenten die Schädel ein, die Essener Fürst-Äbtissin
schickte eine kleine Privatarmee gegen die preußische Gute-Hoffnungs-Hütte, die
Preußen schlugen zurück.
Heute geht es gesitteter zu
Arbeitsplätze gehen
verloren, die Städte Duisburg Bochum auch, der Sitz kommt aus Steuergründen
nach Amsterdam.
Aber es geht gesittet
zu und man kündigt es vorher an, damit wir uns darauf freuen können: Tatütata!
Autor: Dieter
Jäger |
Redaktion: Bruno Reble | © 2017 www.geschichtswerkstatt-duesseldorf.de
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